Wie mag sich ein junger Pianist aus dem fernen Moskau fühlen, der die künstlerischen Fühler nach Westen ausstreckt, der zum ersten Mal in München auftritt, wo ein interessiertes, aber auch gut informiertes Publikum wartet? Ivan Bessonov ist zwar etwas über zwei Meter groß, wirkt aber dennoch ein bisschen vorsichtig, als er die Bühne des Prinzregententheaters betritt. Der Eindruck ist ambivalent. Einerseits ist es mit etwa 1000 Sitzplätzen ein mittelgroßes Haus, andererseits ist die Atmosphäre so intim, dass man nicht gegen ein anonymes Publikum anspielen kann. Die Intimität entsteht durch die demokratisch-amphitheatralische Konstruktion, sodass man auch in der letzten Reihe noch den Eindruck hat, ganz vorne dabei zu sein. Aus Künstlerperspektive kann das aber auch so aussehen, als trete ihm das Publikum wie eine geschlossene Wand entgegen. Es ist ein riskanter Saal, der aber gerade für kammermusikalische Ereignisse auch akustisch ideale Bedingungen bietet.
Pianist Ivan Bessonov:Das Spiel auf mehreren Ebenen
Ivan Bessonov hat einst zehn Klavierlehrer verschlissen. Jetzt triumphiert der 17-Jährige in München mit Bach, Tschaikowsky, Debussy und Prokofjew. Über das hochvirtuose Spiel eines nachdenklichen Pianisten.
Von Helmut Mauró
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