Italien: Murdoch verklagt Premier:Der letzte Kampf gegen Berlusconi

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Einst waren sie Geschäftspartner, nun streiten sich die Medienmoguln Silvio Berlusconi und Rupert Murdoch vor Gericht. Murdoch stört sich am Monopol des Ministerpräsidenten.

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi muss sich in diesen Tagen gegen Einiges wappnen: In seinem Parteienbündnis "Volk der Freiheit" hagelt es Kritik gegen den absolutistischen Führungsstil, privat zieht der Cavaliere mit Verleumdungsklagen gegen La Repubblica und L'Unità zu Felde - wegen der Berichterstattung über seine Privatsphäre.

Mitte der Neunziger Jahre konnten Berlusconi und Murdoch noch miteinander lachen - nun sind sie Erzrivalen im Mediengeschäft. (Archivbild) (Foto: Foto: AP)

Internationale Journalistenverbände werfen dem 72-jährigen Ministerpräsidenten vor, europäische Zeitungen einschüchtern zu wollen. "Zum ersten Mal in der Geschichte der Europäischen Union hat ein Regierungschef - Silvio Berlusconi - einen bösartigen Angriff gegen die Pressefreiheit gestartet, indem er gerichtliche Schritte gegen mehrere europäische und italienische Medien einleitete", hieß es in einem Flugblatt, das am Rande des Sondergipfels der EU-Staats- und Regierungschef verteilt wurde.

Zu dem Streit mit der Presse kommt ein Machtkampf unter Medienunternehmern - und zwar mit Berlusconis ehemaligem Duz-Kollegen und jetzigen Erzrivalen Rupert Murdoch. Der britische Medienmogul wirft Berlusconi unfaires Konkurrenzverhalten und einen Verstoß gegen das EU-Wettbewerbsrecht vor und zieht in Mailand vor Gericht.

Es geht um Werbespots, vornehmlich Hinweise auf Fußballübertragungen. Die zu Berlusconis Mediaset gehörenden Kanäle Canale 5, Italia 1 und Rete 4 hatten Murdochs Bezahlsender Sky Italia keine Werbeplätze verkauft, begründete das Unternehmen den gerichtlichen Vorstoß.

Zu Murdochs zweitem Vorwurf: Berlusconis Sendergruppe Mediaset, zu dem ein Großteil der italienischen frei empfangbaren Fernsehsender gehören, ist erst kürzlich in den Pay-TV-Markt eingestiegen, der bisher von Sky Italia dominiert wurde.

Ein Vertrag Murdochs mit dem Staatsfernsehen Rai, dessen Programmangebote in den Abosender Sky Italia einzuspeisen, war Ende Juli nicht verlängert worden. Angeblich da das Angebot nicht hoch genug gewesen sei, heißt es von der Rai. Stattdessen kooperiert das Staatsfernsehen nun mit Berlusconis Mediaset und bietet einen Decoder für digitales Fernsehen an, das bis Mitte September eingeführt werden soll. Auf die Auswahl des Leitungspersonals der Rai hat Berlusconi massiven Einfluss.

Mit diesem Rai-Decoder kommt ein Konkurrenzprodukt für den bisherigen Sky-Decoder auf den Markt, der jedoch nur das Basisprogramm Rai Uno, Rai Due, Rai Tre anbietet. Murdoch sieht sich vom Markt verdrängt. Eine im vergangenen Jahr beschlossene Verdopplung der Steuern auf Pay-TV-Abos war bereits als Angriff des Ministerpräsidenten Berlusconi auf seinen Konkurrenten Murdoch gewertet worden.

Das Verfahren in Mailand ist nur eine weitere Episode im erbitterten Machtkampf der Medienmoguln Murdoch und Berlusconi, der im Sommer eskalierte. Da hatte auch die britische Times, die Murdoch gehört, ausführlich über Berlusconis pikante private Eskapaden berichtet. Nicht gerade ein Freundschaftsdienst, findet der Cavaliere. Nun könnten sich seine Kritiker jedoch auf die Seite des Erzfeindes schlagen.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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