Spätnachts sind wir in München angekommen, und da saßen sie: der Regisseur Rudolf Thome, der Drehbuchautor Max Zihlmann, der Kameramann Niklaus Schilling, Martin Schäfer als Mädchen für alles. Die Schauspieler waren nicht dabei, Ulli Lommel nicht und auch nicht Marquard Bohm. Auch Uschi Obermaier lernte ich erst später kennen.
"Da kommt also dieser ältere Herr" - Uwe Nettelbeck im Jahr 1967.
(Foto: NDR)Die Männer hatten auf mich gewartet, und Nettelbeck präsentierte mich ihnen wie eine Beute, als wollte er sagen: Hier habt ihr sie. Alle saßen da, rauchten und schauten sich an, wen Nettelbeck da angeschleppt hatte. Das war ziemlich komisch, aber alles andere als lustig. Man wurde präsentiert und sollte bestehen, ohne zu wissen, worum es eigentlich ging und worauf es ankam. Noch heute graut mir vor diesem Bestehenmüssen.
Die Männer sahen mich an, sie beschrieben mir die Rolle, für die sie mich vorgesehen hatten, und fragten, ob ich mir das vorstellen könne. Ich habe nicht sofort begriffen, worum es in "Detektive" gehen sollte, aber ich war dazu bereit. So fahrlässig ging das zu, und ebenso fahrlässig und naiv habe ich zugesagt. Beim Drehen habe ich mich keine Sekunde bemüht, es ging von ganz allein. Da gehst du so, hieß es, dann machst du das, und das habe ich dann auch gemacht. Ich fand's ganz leicht, federleicht. Heute müsste ich hart um das Selbstbewusstsein kämpfen, das ich damals hatte.
Ich blieb in München und bin nicht mehr zurück nach Hamburg. Die Dreharbeiten dauerten unendlich lang, zwei Monate vielleicht. Danach kam Klaus Lemke mit "Brandstifter", dann kam nochmal Thome mit "Supergirl", dann Sergio Corbucci mit "Lasst uns töten, Companeros". Es war wunderbar, denn die Entscheidung war mir wieder einmal abgenommen worden.
Noch heute habe ich das Gefühl, dass ich nur mein Röckchen aufgehalten hatte, und schon sind die Sterntaler reingefallen. Ich hatte etwas bekommen, was ich gar nicht verdiente. Alles, was später daraus entstanden ist, ist durch Uwe Nettelbeck entstanden. Er war der Überbringer der guten Nachricht, mein Postillon d'Amour. Ich habe ihn danach nie wiedergesehen.
Uwe Nettelbeck: "Keine Ahnung von Kunst und wenig vom Geschäft. Filmkritik 1963-1968". Herausgegeben von Sandra Nettelbeck. Hamburg, Philo Fine Arts 2011. 320 Seiten, 16 Euro.