Süddeutsche Zeitung

Interview mit Oliver Pocher:"Es wird noch nicht einmal gefurzt"

Oliver Pocher spricht im Interview über seine erste Filmrolle als "Vollidiot", die Feinheiten seines Humors und lästert über Schauspielkolleginnen.

Josef Grübl

Selten passte ein Filmtitel besser zum Image seines Hauptdarstellers als hier: In der Verfilmung des Bestsellers von Tommy Jaud ist Oliver Pocher der "Vollidiot". Beim Interviewtermin bemüht sich der TV-Rüpel mit dem übergroßen Ego dann auch, seinem Ruf gerecht zu werden: Er stänkert über die "7 Zwerge" und Tokio Hotel, Kritik an seiner eigenen Leistung versucht er bemüht lässig abzublocken: "Ah, verstehe - das war wohl jetzt die kritische Frage..."

SZ: Sie sind wie der Filmheld Simon Peters 29 Jahre alt, leben in Köln und hatten schon mal eine Freundin. Was hat Sie sonst noch prädestiniert für die Rolle?

Oliver Pocher: Das sind doch schon mal mehrere Sachen, die nicht schlecht sind, oder? Ich war auch für andere Filme im Gespräch, doch keiner hat so gut gepasst wie dieser hier. Der Film setzt viel auf Situationskomik, auf die plumpen Lacher haben wir weitestgehend verzichtet. Es gibt zum Beispiel keinen einzigen Gag über Körperflüssigkeiten. Noch nicht einmal gefurzt wird.

SZ: Wie viele Ihrer schauspielernden Kollegen kommen Sie vom Musikfernsehen. Woran liegt das?

Pocher: Erst mal geht es natürlich um einen gewissen Bekanntheitsgrad. Wenn man dann nach Leuten sucht, die dem jungen Publikum etwas zu erzählen haben, liegt das doch nah. Wobei ich bezweifle, dass es in den nächsten Jahren noch genau so sein wird - MTV und Viva sind ja mehr oder weniger tot.

SZ: Heike Makatsch oder Jessica Schwarz konnten sich auf diesem Weg als Schauspielerinnen etablieren. Haben Sie ähnliche Ambitionen?

Pocher: Ohne ihr nahe treten zu wollen: Jessica Schwarz hatte doch noch nie eine richtig große Rolle, mit der sie durchgestartet wäre. Würde es Dominik Graf nicht geben, der sie mehr oder weniger gut mit Wackelkamera in Szene setzt, fielen schon mal 80 Prozent ihrer Filme weg. Bei mir wird es sicher nicht so sein, dass ich Film nach Film drehen werde. Ich setze auf eine gesunde Mischung aus Bühne und Fernsehen.

SZ: Die Schauspielerei scheint auch nicht Ihr größtes Talent zu sein...

Pocher: Das sehe ich natürlich anders! Ich habe von vornherein gesagt, dass das nicht mein Haupterwerb sein soll. Es gibt viele Kollegen von mir, die behaupten, sie seien Schauspieler, die dann aber nicht besser agieren.

SZ: Wie gehen Sie denn mit Kritik um?

Pocher: Natürlich muss ich Kritik vertragen. Ob ich sie angemessen finde, ist aber eine andere Sache. Ich reiße mein Maul oft sehr weit auf - da suchen die anderen natürlich nach Gelegenheiten, wie sie mir zurückgeben können.

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Quelle:
SZ vom 12.04.2007
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