Pop-Memorabilien:500 000 Euro für eine Gitarre

Pop-Memorabilien: Die Beatles 1966 in Tokio. Ganz links: George Harrison.

Die Beatles 1966 in Tokio. Ganz links: George Harrison.

(Foto: AP)

Ralf Zurloh erklärt, warum persönliche Stücke von Musikern so viel Geld einbringen. Und warum Tupac Shakur und Kurt Cobain die letzten "hochpreisig sammelbaren" Künstler sind.

Interview von Julian Dörr

In Großbritannien wird eine von George Harrison gespielte Gitarre versteigert. Experten gehen von einem Wert von bis zu einer halben Million Euro aus. Ein krasser Preis für eine Gitarre, die sich der Beatle damals nur für kurze Zeit geliehen hatte. Auf dem Markt der Pop-Memorabilien ist er jedoch keine Seltenheit. Menschen sammeln persönliche Gegenstände ihrer Lieblingskünstler, Autogramme, signierte Plakate, seltene Promo-Artikel. Ralf Zurloh handelt mit ihnen. Er ist einer der wichtigsten Sachverständigen für Rock- und Pop-Memorabilien in Deutschland.

SZ: Was ist das wertvollste Stück in Ihrer Sammlung?

Ralf Zurloh: Ich besitze ein Aquarell, das Jimi Hendrix persönlich gemalt hat. Vor etwa zwölf Jahren wurde es weltweit im Rahmen einer "Summer of Love"-Ausstellung gezeigt. Außerdem habe ich eine der begehrtesten Schallplatten der Welt in meiner Sammlung: ein "Butcher Cover" von den Beatles aus der berühmten "Alan Livingston Box", die Platte ist heute etwa 125 000 Dollar wert.

Interview am Morgen

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Was ist denn ein "Butcher Cover" und was ist die "Alan Livingston Box"?

1966 erschien in Nordamerika das Beatles-Album "Yesterday and Today". Das ursprüngliche Cover zeigte die Beatles in Metzgerkitteln, behängt mit Fleischstücken und Teilen von Plastikpuppen. Weil die Plattenfirma Capitol daraufhin Beschwerden erhielt, rief sie das Album jedoch sofort zurück, was das sogenannte "Butcher Cover" zu einer echten Rarität macht. Zwanzig Jahre später tauchte dann Peter Livingston, der Sohn des ehemaligen Capitol-Chefs Alan Livingston, auf einer Beatles-Convention auf - mit einer Box voller noch eingeschweißter Schallplatten mit dem "Butcher Cover". Sein Vater hatte sie damals nach der Rückrufaktion einfach mit nach Hause genommen.

Was braucht denn ein Gegenstand überhaupt, um ein Sammlerstück zu werden?

Der Begriff Sammlerstück umfasst natürlich zunächst einmal grundsätzlich alles, was gesammelt wird. Der Wert ist in erster Linie abhängig vom Status des Künstlers heute. Persönliche Gegenstände stehen an erster Stelle, dann kommen seltene Promoartikel, Goldene Schallplatten und alte Plakate.

Wie kann denn eine gar nicht mal so gute Ersatz-Gitarre, wie die von George Harrison, so viel Geld einbringen?

Der Wert des Gegenstands an sich ist unbedeutend. Es geht allein um die Beliebtheit des Künstlers. Heute kommen außerdem mehr und mehr kulturelle Aspekte hinzu wie der Einfluss des Musikers auf die Entwicklung der Musik nachfolgender Generationen. Pop-Memorabilien werden als Kulturgut wahrgenommen, wodurch sie auch für Investoren interessant werden.

Werden eigentlich nur Stücke von alten Helden gesammelt oder kommen da auch jüngere Künstler hinzu?

Der Einfluss aktueller und noch weniger bekannter Künstler auf die Popkultur lässt sich ja nur schwer einschätzen. Entsprechend gering ist deshalb das Interesse bei den Sammlern - zumindest noch. Hinzukommt, dass die Stars in heutiger Zeit selten langfristigen Erfolg haben. Die letzten "hochpreisig sammelbaren" Künstler sind Tupac Shakur und Kurt Cobain aus den Neunzigern.

Wer sammelt denn? Sind das ältere Herren, die nach Stücken anderer älterer Herren suchen?

Bei den Käufern und Interessenten gibt es durchaus viele jüngere Sammler, die sich dann aber auch eher für die alten "Rocker" interessieren. Die Zeit von 1966 bis 1978 ist die wichtigste Epoche - danach nimmt es langsam ab. Led Zeppelin, Pink Floyd, Jimi Hendrix und einige Bands der Punk-Bewegung haben hier besonderen Kultstatus. Auch die Beatles, die Rolling Stones und Queen haben heute noch viele Fans. Das lässt die Preise steigen. Im Schallplattenbereich erzielen vor allem die Bands aus der Progressive-Rock-Ära die höchsten Preise. Da gibt es viele künstlerisch wertvolle Privatpressungen in kleinen Auflagen.

Was ist das obskurste Sammlerstück, das Ihnen bislang begegnet ist?

Am spektakulärsten waren auf jeden Fall Bühnenkostüme von den Beatles und von Freddie Mercury, eine bühnengespielte Gitarre von Jimi Hendrix und das älteste bekannte Freddie-Mercury-Autogramm - mit seinem Geburtsnamen Farrokh Bulsara. Bei einer Auktion in London habe ich eine der ältesten Goldenen Schallplatten überhaupt ersteigert, die erste Goldene von Johnny Cash aus dem Jahre 1956 für seinen Song "I Walk the Line". Sie war bis zu seinem Tod im Jahr 2003 im Besitz von Cash. Danach landete sie bei verschiedenen Auktionen. Durch mich ist sie jetzt wieder in Nashville, ich habe sie an Ben Miller verkauft, den Gründer des Johnny-Cash-Museums.

Darf ich fragen, für wie viel?

Preise für bereits verkaufte Artikel möchte ich aus Diskretionsgründen und Rücksicht auf die Käufer nicht nennen. Ich bitte um Verständnis.

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