Internationale Stars auf der Berlinale:Einigermaßen umwerfend

George Clooney und Uma Thurman waren da, auch Pierce Brosnan und Diane Kruger ließen sich blicken. Jetzt sind die Promis weg und es darf auf der Berlinale wieder um Filme gehen. Was bleibt vom Star-Sturm?

Von Ruth Schneeberger, Berlin

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Die bekanntesten Promis sind weg, jetzt darf es auf der Berlinale wieder um Filme gehen. Nachdem Pierce Brosnan und Diane Kruger am Montag noch Hof hielten, herrscht merkwürdige Ruhe nach dem Star-Sturm. Was bleibt? Ein Rückblick auf die Berlinale-Berühmtheiten und Ihre Filme.

Was den Damen ihr George Clooney, war den Herren der Filmschöpfung auf der 64. Berlinale bisher diese französische Schauspielerin: Lea Seydoux, 28, gilt als Sex-Symbol mit durchaus erwähnenswerten schauspielerischen Fähigkeiten. Im Kino ("Blau ist eine warme Farbe") spielte sie zuletzt eine Lesbe mit blauem Haar, auf der Berlinale war sie vor zwei Jahren schon mal zu Gast, inzwischen wollen alle mit ihr über den Roten Teppich laufen. Und sie macht das auch schon sehr wirkungsvoll, obwohl sie im Eröffnungsfilm nur eine kleine Rolle spielt:

Berlinale 2014 ? 'The Grand Budapest Hotel'

Quelle: dpa

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In "The Grand Budapest Hotel" gibt sie die Dienstbotin (nicht im Bild). Dafür sorgen Tilda Swinton (Mitte), Ralph Fiennes (rechts) und der inzwischen 17-jährige Tony Revolori (2.v.l.) in den Hauptrollen von Wes Andersons rasend komischem Drama für ganz großes Kino: In einem vor Nostalgie-Verliebtheit überquellenden Film über ein Luxushotel und das alte Europa zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg entspinnt sich zwischen diversen wohlhabenden Seniorinnen, dem Hotelmanager und dem Lobbyboy eine Romanze der ganz besonderen Art, schwer aufgepeppt durch verschiedene Morde und Verfolgungsjagden. Lustig, anrührend, schlau - ein trefflich schräger Eröffnungsfilm wie ein Paukenschlag. Und ein Statement für die Liebe zum Kino und die Welten, in die es entführt.

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Quelle: Johannes Eisele/Afp

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Für den Roten Teppich durfte sich Tilda Swinton von der ermordeten Greisin wieder zurück verwandeln in die elfenhafte und zeitlose Ästhetin (hier im Interview), die sie ist. Auf der Pressekonferenz scherzte die Britin noch: So wie sie im Film aussehe, sehe sie inzwischen wirklich aus. Alles andere sei nur Make-up. Auf dem Roten Teppich goutierte sie es dann aber gar nicht, dass außer den Fans und Fotografen auch noch Kollege Edward Norton (rechts) so viele Bilder von ihr schießen wollte. Er spielt ebenfalls in dem Film mit, eine Art Nazi-Offizier mit ein bisschen Herz, sowie Jeff Goldblum (Mitte) einen ängstlichen Anwalt mit ein bisschen Katze. Grandios.

Kurioses vom Wochenende

Quelle: imago/APress

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Ungefähr so gut gelaunt wie bei der Polonaise zur Pressekonferenz von "The Monuments Men" marschieren George Clooney (Mitte), Jean Dujardin (links) und John Goodman (rechts) auch durch ihren Film. Dort allerdings als US-Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs wacker die Raubkunst vor den Nazis retten wollen. Es gab diese Monuments Men wirklich, allesamt Kunstexperten, und ihre Verdienste um die europäische Kunst sind mindestens einen Hollywoodfilm wert, gerne auch von George Clooney, der bisher durchaus schon ernstzunehmende auch politische Filme gedreht und verantwortet hat. Leider gerät dieser hier aber doch etwas aus dem Takt.

Berlinale 2014 ? 'Monuments Men - Ungewöhnliche Helden'

Quelle: dpa

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Seine Helden (im Bild: Matt Damon, Hugh Bonneville, George Clooney, von links) wirken dann doch allzu angestrengt tölpelhaft, die Szenen zwischen den unverhofften Soldaten und ihre Einsamkeit in den bösen deutschen Wäldern allzu pathetisch, zu Weihnachten erklingt ein Lied wie aus dem Musical - Kitsch as Kitsch can. Das wäre unnötig gewesen, weil die Story auch ohne diesen etwas lahmen Humor, den übersteigerten Pathos und die mehrfache Starbesetzung prima funktioniert hätte. Manchmal schreibt das Leben eben doch die besseren Geschichten. Clooney wollte offenbar zu viel auf einmal.

Cast member Goodman reacts during news conference at 64th Berlinale International Film Festival in Berlin

Quelle: REUTERS

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Dass nicht allen Journalisten der Film gefallen hat, wollten die Schauspieler aber nicht so gerne hören auf der Pressekonferenz: John Goodman spielte auf die Frage, warum der Film so arg aufs Geldverdienen ausgerichtet sei, einen Heulkrampf vor. Wie, es gehe in diesem Geschäft ums Geldverdienen? Wirklich?, machte sich der 61-jährige Golden-Globe-Preisträger über die Kritik lustig - und blendete dabei geschickt die Frage nach dem künstlerischen Mehrwert aus.

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Matt Damon lächelte sehr freundlich und sehr viel und sagte eher wenig, ...

64. Berlinale - 'The Monuments Men' - Pressekonferenz

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... auch Clooney himself gab nicht wirklich viele Antworten auf Fragen. Allerdings sei ihm verziehen, weil sich die meisten der Fragen zu seiner Person auf sein Aussehen bezogen beziehungsweise Lobeshymnen oder Liebeserklärungen waren, darunter auch eine ziemlich wirre von Anke Engelke. Aber auch ihnen sei verziehen, denn wenn etwa eine Angelina Jolie nach Berlin kommt, fallen den männlichen Journalisten auch keine besonders schlauen Fragen mehr ein.

'The Monuments Men' Photocall - 64th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Bill Murray, der alte Zausel, ließ sich auf den Pressekonferenzen zu seinen Filmen beide Male mit derselben albernen Mütze blicken (er spielt sowohl in "The Monuments Men" als auch in "The Grand Budapest Hotel" mit), verbreitete aber prima Laune und gab auch vergleichsweise ausführlich Auskunft. Etwa auf die Frage, wie Regisseur Wes Anderson es schaffe, in seinem Eröffnungsfilm mit so vielen prominenten Schauspielern zu arbeiten, die teilweise nur in Nebenrollen zu sehen sind: "Uns wurden Überstunden, niedrige Löhne und trockenes Brot versprochen." Das scheint zu funktionieren, Murray ist inzwischen schon Stammgast in Andersons Filmen. Auf die Frage, ob er eine Art Vaterfigur für den 44-jährigen Regisseur sei, witzelte Murray: "Meine Kinder sind nicht so wohl erzogen wie Wes."

Actor Bale poses to promote movie American Hustle at 64th Berlinale International Film Festival in Berlin

Quelle: REUTERS

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Auch Christian Bale war in Berlin zu Späßen aufgelegt. Er hat gut Lachen, schließlich sieht er inzwischen wieder ansatzweise aus wie Christian Bale. In seinem neuen Film dagegen ist er mal wieder kaum wiederzuerkennen. Nachdem er einst für die Rolle eines Schlaflosen ("Der Maschinist") fast 30 Kilo abgenommen hat und auch in "The Fighter" wieder so dürre wirkte, dass die Yellow Press schon Magerwahn befürchtet hatte, hat er sich für "American Hustle" ungefähr genauso viele Kilos nochmal angefressen - auf das Normalgewicht. Nach eigenen Angaben, indem er massenweise Kartoffeln vertilgt und monatelang Couch Potatoe gespielt hat. Mit Plauze und nur mühsam versteckter Halbglatze wälzt sich Bale durch den Film, sehr zur Freude des Publikums:

Kinostarts - 'American Hustle'

Quelle: dpa

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Er spielt einen so unschönen wie erfolgreichen US-Trickbetrüger (2.v.r.), der zusammen mit seiner bildhübschen Geliebten (gespielt von Amy Adams, links im Bild, aber nicht auf der Berlinale anwesend) in den 70er Jahren eine Menge Leute mit gefälschten Kunstwerken reingelegt hat und daraufhin vom FBI zur Zusammenarbeit verhaftet wurde. Jennifer Lawrence (rechts) spielt die prollige Ehefrau, Bradley Cooper (2.v. l.) den übereifrigen lockenköpfigen FBI-Agenten. Letzterer ließ sich in Berlin auch am Abend blicken - auf einer kleinen Feier im Soho-House, ganz leger in Jeans und T-Shirt. Allerdings ließ er es dort deutlich weniger krachen als die Filmfiguren auf ihren Partys, die den Satire-Thriller zu einem so vergnüglichen wie absurden Ritt durch die späten 70er machen. Nebenbei ist der Film noch für zehn Oscars nominiert.

Berlinale 2014 ? 'Nymphomaniac'

Quelle: dpa

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Und dann gibt es da noch diesen ganz besonderen Film. Der außer Konkurrenz läuft und doch für die größte Aufmerksamkeit sorgt - zur Pressekonferenz kamen sogar noch mehr Journalisten als zu der ohnehin schon hoffnungslos überfüllten mit George Clooney, obwohl sich auch dort schon unglaubliche Szenen abspielten. Jedenfalls: Es geht um Sex in "Nymphomaniac". Wer hätte das gedacht? Um ziemlich viel Sex sogar, dafür umso weniger Gefühl, zumindest bei der weiblichen Hauptfigur, mal gespielt von Charlotte Gainsbourg (angezogen, nicht in Berlin zu Gast), mal von Stacy Martin (meistens nackt, im Bild mit Shia LaBeouf). Allerdings geht es in dem Gesamtwerk von Lars von Trier, der gerne provoziert, dann doch um ein bisschen mehr. Unter anderem um die ganz großen Fragen der menschlichen Existenz, und das sogar ziemlich grandios erzählt, gespielt und umgesetzt.

'Nymphomaniac Volume I (long version)' Photocall - 64th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Es hätte also eigentlich keiner zusätzlichen Aufmerksamkeitsstrategie durch einzelne Akteure bedurft. Aufgrund seines Namens, des Themas, seiner Platzierung und seiner Stückelung in mehrere Teile und dann auch noch des überzeugenden Inhalts ist der Film sowieso schon in aller Munde. Trotzdem oder vielleicht auch, um angesichts dieses Bombasts nicht ganz unterzugehen, ließ es sich einer der männlichen Hauptdarsteller, Shia LaBeouf, nicht nehmen, in Berlin auch noch mal ordentlich auf den Putz zu hauen. Und das gleich zweifach: Zum Photocall erschien er demonstrativ schäbig gekleidet, mit Samtleggings und dreckigem Käppi. Auf die erste Frage bei der Pressekonferenz hatte er auch gleich die unpassende Antwort parat (die schon der ehemalige französischen Fußballstars Eric Cantona 1995 auf einer Pressekonferenz zum Besten gegeben hatte, nachdem er wegen eines Kung-Fu-Tritts gegen einen gegnerischen Fan monatelang gesperrt worden war: "Die Möwen folgen dem Fischkutter, weil sie denken, dass Sardinen ins Meer geworfen werden.") - und weg war er. So richtig verstanden hat das in dem Moment niemand, ...

64. Berlinale - 'Nymphomaniac Volume 1' - Premiere

Quelle: dpa

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... weshalb er am Abend auf dem Roten Teppich nochmal nachlegte - mit einer Papiertüte auf dem Kopf, auf der zu lesen war: "I am not famous anymore." Das ist derselbe Spruch, den der Hollywoodstar ("Transformers", "Wall Street") schon seit längerem twittert, weshalb sich der US-Boulevard ebenfalls schon seit längerem Sorgen um seinen Gesundheitszustand macht. Hier sah es aber danach aus, als ob der Schauspieler und Komiker genau weiß, was er tut, und wie viel oder wie wenig er sich von der Filmindustrie vereinnahmen lassen möchte.

'Nymphomaniac Volume I (long version)' Premiere - 64th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Womöglich hat er sich dabei von seinem aktuellen Regisseur inspirieren lassen, der zum Photocall ebenfalls mit politischer Botschaft erschien, die sich auf ihn selbst bezog: "Persona non grata" prangte auf dem T-Shirt von Lars von Trier, in Anspielung auf seinen einstigen Cannes-Rausschmiss, wo er sich selbst spaßeshalber, offenbar genervt von Journalistenfragen, als Nazi bezeichnet hatte. Zur Pressekonferenz kam er gar nicht, auf dem Roten Teppich (und auf dem Empfang der NRW-Filmförderung) erschien er aber später brav in Hemd und Jackett, hier an der Hand seiner Frau Bente.

'Nymphomaniac Volume I (long version)' Premiere - 64th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Brav strahlte auch Christian Slater in die Kameras, der in "Nymphomaniac" den erst grandios liebevollen und dann äußerst unschön sterbenden Vater der Nymphomanin spielt, ...

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Quelle: Johannes Eisele/AFP

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... sowie Uma Thurman, die im Film die betrogene Ehefrau gibt und ihrem Mann sowie der Geliebten im Beisein der drei kleinen Söhne eine Szene macht, die sich wahrlich gewaschen hat. Auf dem Roten Teppich sprühte sie noch einmal Funken, allerdings leidenschaftliche in Richtung der Kameras.

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Quelle: AFP

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Zurückhaltend inszenierte sich dagegen Stacy Martin, nur wenig lächelnd und sehr züchtig gekleidet - was ziemlich klug ist angesichts ihrer Rolle in dem Film. Genauso reduziert spielt sie auch die junge Nymphomanin, was den Film in seiner mehrfachen Überlänge und trotz seiner ständigen expliziten Sex- und emotional bisweilen sehr anstrengenden Szenen überhaupt erst erträglich und wertvoll macht. Von dieser 23-jährigen Tochter einer Britin und eines Franzosen, einem ehemaligen Model, wird man hoffentlich noch viel hören.

'The Better Angels' Premiere - 64th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Ebenfalls ein zurückhaltender Star, ebenfalls ehemaliges Model, aber eher für ihr Aussehen und ihren Erfolg in Hollywood als für tiefschürfende Rollen berühmt, ließ sich die deutsche Diane Kruger am Montag in Berlin blicken: Der Starttermin für ihren neuen Film "The Better Angels" über die Jugend von Abraham Lincoln, in dem sie dessen ältere Schwester spielt, ist noch nicht bekannt.

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Quelle: AFP

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Manchmal kommt es eben doch auf die äußeren Werte an. Sagte zumindest Kult-Schriftsteller Nick Hornby, nach dessen Buch der Film "A Long Way Down" verfilmt wurde, auf der Pressekonferenz am Montagabend. Er zumindest hätte nie gedacht, dass einer seiner schrägen Charaktere mal mit Pierce Brosnan verfilmt werden würde, gab er sich immer noch erstaunt, wie man einen so kaputten Kerl wie er ihn in seinem Buch beschrieben habe, mit einem dermaßen glatten Typen bestzen könne. Aber das sei eben das Geheimnis der Schauspieler: Sie sähen einfach gut aus, deshalb hätten sie ja diesen Job. Ähnlich sehen das wohl Imogen Poots und Toni Collette (v.l.), wie man auf dem Bild sieht. Sie spielen in dem Film ebenfalls vom Leben Gezeichnete, die in der Silvesternacht auf ein Londoner Hochhaus steigen, um sich umzubringen. Allerdings sind sie mit dem Plan nicht alleine - sondern zu viert. Die Unglücklichen beschließen, bis zum Valentinstag noch am Leben zu bleiben, und sich bis dahin umeinander zu kümmern. Selbstmord als Komödienthema, im Ernst?

Cast member Pierce Brosnan poses during photocall to promote the movie 'A Long Way Down' at Berlinale International Film Festival in Berlin

Quelle: Reuters

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Da ist es eben ein unschätzbares Glück, dass mit Hauptdarsteller Brosnan, 60, der einen abgehalfterten Talkmaster spielt, ein Darsteller zur Hand ist, der beides kann: Immer noch ein bisschen umwerfend aussehen und gleichzeitig die Tragik und den unterschwelligen Humor, die ein Menschenleben nunmal zu bieten hat, so überzeugend wie unterhaltsam transportieren. Und das ist dann doch der Unterschied zu den Stars und Sternchen, die - immerhin - nur eins von beidem können.

Nichtdestotrotz: Nachdem Pierce Brosnan mit merkwürdig sanfter Stimme in aller Ruhe sämtliche Fragen aller Journalisten zu der Selbstmord-Komödie beantwortet hatte, ließen sich zwei Jungjournalistinnen schwärmerisch zu dem abschließenden Kommentar über dessen an diesem Tag fast schon einschläfernde Ausstrahlung hinreißen: "Pierce ist wie eine Yoga-Matte, nur ohne Yoga." So kann man das natürlich auch sehen.

© SZ.de/rus/cag
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