Süddeutsche Zeitung

Instagram:Göttinnen 2.0

Früher gab es für Fans einmal die Woche ein neues Foto ihres Idols in der Bravo, heute kann jeden Moment was Neues im Netz auftauchen. Ein Buch untersucht die Beziehung zwischen Instagramstars und ihren Followern.

Von Anna Fastabend

Früher wurden Gottheiten angehimmelt, heute sind es Influencerinnen, die fleißig Werbung machen, für Teenager die neuen großen Vorbilder sind und bei Instagram weltweit Millionen Anhänger haben. Frauen wie die Sängerin Miley Cyrus (71 Millionen), das Model Gigi Hadid (36 Millionen) und der Reality-TV-Star Kylie Jenner. Schon eine verrückte Vorstellung, dass ihr mit 97 Millionen mehr Menschen folgen, als in ganz Deutschland leben. Für seinen Bildband "Relics" (Hatje Cantz) hat sich der Berliner Künstler Chris Drange dieses Internetphänomen einmal genauer angeschaut. Das Buch, das an ein edel verpacktes Smartphone erinnert und in sieben Kapiteln sieben Instagram-Stars samt Fans vorstellt, gibt dem Betrachter die Möglichkeit, sich in die Gefühlswelt der Anhängerinnen hineinzuversetzen, die sonst im nicht enden wollenden Kommentarstrom untergeht. Was bedeutet es für junge Frauen, wenn sie ihren Ikonen auf Schritt und Tritt durch den perfekt ausgeleuchteten und gestylten Alltag folgen können? Früher gab es einmal pro Woche ein Foto in der Bravo, heute werden oft mehrere Bilder pro Tag gepostet. Drange stellt auf jeder Doppelseite ein Star-Selfie einem dazugehörigen Fan-Kommentar gegenüber, der zeigt, wie tief der Wunsch nach perfektem Aussehen, Ruhm und Luxus in den Köpfen der weiblichen Follower verankert ist. Und wer weiß, wer sich genug Mühe gibt, ist vielleicht die Nächste, die vom Hype nach oben gespült wird. Die Erfahrung zeigt: Aussichtslos ist das nicht.

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Quelle:
SZ vom 02.09.2017
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