Ingolstadt:Unbunt

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Eine Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst

Von Sabine Reithmaier, Ingolstadt

Schwarz auf Weiß - das hört sich erst einmal nicht spannend an, sondern klingt nach Strenge und Vernunft. Dass die Reduktion auf die unbunten Farben aber trotzdem sehr anregend sein kann, beweist das Ingolstädter Museum für Konkrete Kunst, das eine ganze Ausstellung "Schwarz auf Weiß" gestaltet hat.

Schon nach den ersten Schritten ist klar, dass es nicht nur um harte Schwarz-Weiß-Kontraste geht, sondern vor allem um die ungezählten Nuancen dazwischen: um dunkles, bräunliches, mattes, leuchtendes oder gar glänzendes Schwarz, das mit Ölfarbe, Lack, Druckfarbe, Grafit oder durch Brandeinwirkung hergestellt wurde. Und das die jeweiligen Künstler auf Papier, Leinwand, Kunststoff oder irgendeinen anderen "weißen" Untergrund gemalt, gefaltet, gerissen, gebrannt, gezeichnet haben. Kurz, die Palette der Möglichkeiten ist enorm. Daher macht es einfach Spaß, an den Skulpturen, Gemälden, Papierarbeiten und Fotografien von mehr als 50 Künstlern entlang zu spazieren.

Und beispielsweise zu entdecken, wie viele Künstler sich noch an der Ikone der konkret-konstruktiven Kunst schlechthin abarbeiten: Kasimir Malewitschs "Schwarzes Quadrat auf weißem Grund" ist heuer genau 100 Jahre alt und regt immer noch zu Auseinandersetzungen an. Der Berliner Timm Ulrichs steuert sogar ein "weißes Quadrat" bei, während der Kölner Lars Breuer, der sich intensiv mit schwarzer Monochromie beschäftigt hat, für die Ausstellung schwarz-weiße Schrift-Wandarbeiten entwickelte. Auf einem Teil davon haben Exponate Vera Molnars und François Morellets Platz gefunden. Letzterer geht zwar von der Grundform des schwarzen Quadrats aus, bricht es aber mit schwarzen Leuchtröhren zu einer amüsanten Zickzacklinie auf.

Der luftigen Transparenz der Akrylglasobjekte Hans Berchtenbreiters stehen die schwarzen Wandreliefs Heiner Thiels gegenüber. Oder Fritz Klemms Collagen, in denen er sich mit der Wand seines Ateliers auseinandersetzt. Er erzeugt mit Papierstreifen, die er aneinander reiht oder übereinander schichtet, ganz verschiedenen Schwarzabstufungen, hilft notfalls beim Färben auch mit Kaffee nach. Dann gibt es jene, die sich auf geometrische Grundformen konzentrieren wie Edgar Gutbub, Erich Buchholz oder Susanne York, deren kleiner unscheinbarer Kubus aus Grafitstaub leicht zu übersehen ist. Auch der Schweizer Hans Jörg Glattfelder arbeitet streng geometrisch. Seine "Durchquerungen von Schwarz zu Weiss" - eine schwarze Leinwand, die weiße Linien in neun Felder teilen - sind zwar ganz flach gemalt, wirken aber so plastisch, erzeugen die Illusion, vor einer hügeligen Fliesenlandschaft zu stehen. Mit optischen Täuschungen spielen auch Ludwig Wilding oder Christian Megert.

Wieder andere wie Rolf Glasmeier erforschen hartnäckig verschiedene Strukturen. Spielerisch dagegen wirken Dieter Hackers Objekte: Er kreiert beispielsweise mit weißen Schokolinsen auf schwarzem Holztisch ein "Essbild". Sogar Rupprecht Geiger ist nicht mit leuchtenden Farben, sondern mit einem Kreis in zarten Grau- und Weißtönen vertreten. Lediglich Günther Fruhtrunk widersetzt sich der strengen Farblosigkeit, da er in seine Kompositionen immer dünne Fahrstreifen einfügte und so für Bewegung sorgte.

Dass das Museum für Konkrete Kunst so viel Unterschiedliches zu diesem Thema zu bieten hat, verdankt es nicht nur der eigenen Stiftung, sondern der Zusammenarbeit mit dem Münchner Sammlerehepaar Agathe und Maximilian Weishaupt. Die beiden sammeln seit mehr als 40 Jahren Kunst, anfangs nur klassisch konstruktive Positionen, inzwischen aber auch Arbeiten von Günther Uecker, Rupprecht Geiger, Camill Leberer. Das Paar ermöglicht dem Museum auf eine sehr unkomplizierte und großzügige Weise den Zugriff auf ihre Sammlung, da keine Kosten für Depot oder Verwaltung anfallen. Von Uecker ist übrigens an der großen Rückwand des Museums ein ganz ungewöhnliches Werk zu entdecken: keine Nägel, nur viele Nullen.

Schwarz auf Weiß. Highlights aus der Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt, bis 11.Oktober, Di bis So, 10-17 Uhr, Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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