Ines Geipel: „Fabelland“:Der Westen ist nicht an allem schuld

Lesezeit: 6 Min.

Die Schriftstellerin und Hochschullehrerin Ines Geipel hat noch nie einen Streit über das Nachleben der DDR gescheut. (Foto: Gaby Gerster)

Was es bedeutet hat, in zwei Diktaturen zu leben, darüber sei in Ostdeutschland bis heute nicht wirklich geredet worden, schreibt Ines Geipel in ihrem Buch „Fabelland“. Daran werden sich viele stoßen. Gut so.

Von Joachim Käppner

Da war dieser Vater. Unnahbar, abwesend, ein Mann voller Geheimnisse. Erst viel später fand Ines Geipel heraus, was er zwölf Jahre lang getan hatte. Ihr Vater reiste unter mehreren Tarnidentitäten als DDR-Spion durch Westdeutschland, Agent der so legendären wie berüchtigten Stasi-Auslandsspionage, der Hauptabteilung IV unter Markus Wolf. Aber es ist nicht so, dass er half, den Dritten Weltkrieg zu verhindern, oder als Stasi-James-Bond Heldentaten für ein, wenn auch irregeleitetes, Wertesystem vollbrachte. Nichts dergleichen. Er schnüffelte „Republikflüchtigen“ nach, etwa jener DDR-Kunstfliegerin, die 1976 ihren Partner in die winzige Pilotenkabine eines Sportflugzeugs zwängte und nach Bayreuth floh, mit dem Wind nach Westen. Die Berichte des Agenten nach Ostberlin über das Paar und viele andere Ausspähobjekte wirken so unendlich banal.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusVertrauensfrage
:Habeck? Megadeth!

Wie ehrlich die Frage ist, die Olaf Scholz stellte, wie gut inszeniert der Hass auf die FDP, und wie schief die Bilder des Grünen-Kanzlerkandidaten: zur Historie und Gegenwart eines deutschen Bühnenstücks.

Von Peter Richter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: