Streaming und Gesellschaft:Bloß keine Hormone

Streaming und Gesellschaft: Die prächtige Serie "A Suitable Boy" erzählt von Romanzen im Indien der Fünfzigerjahre.

Die prächtige Serie "A Suitable Boy" erzählt von Romanzen im Indien der Fünfzigerjahre.

(Foto: Taha Ahmad/BBC/Lookout Point)

Netflix und andere Streaming-Anbieter werden in Indien von Tugendwächtern verklagt. Doch wovon fühlen die sich angegriffen?

Von David Pfeifer, Bangkok

Im Grunde ist es fast eine Empfehlung, wenn die indischen Tugendwächter sich wegen einer neuen Streaming-Serie aufregen. So war es beispielsweise bei "A Suitable Boy". Da wird in sechs etwa 50-minütigen Folgen eine tragische Romanze erzählt, mit opulenten Gewändern, Gesang und Landschaft, alles sehr schön anzusehen, das prächtige Indien im Jahr 1951. Drei Jahre zuvor waren die Engländer abgezogen und hatten am Reißbrett ihre ehemalige Kolonie in zwei große Reiche gespalten, das riesige Indien für die Hindus und das immer noch sehr große Pakistan für die Muslime. Was folgte, waren eine doppelte Völkerwanderung und furchtbare Morde an der jeweils anderen Glaubensrichtung, der daraus folgende Hass lodert bis heute. 1951 aber flackerte auch noch Gandhis Geist durch die Politik, es schien ein Frieden möglich, auch das sieht man in "A Suitable Boy", rückblickend mit leichtem Bedauern. Denn wie es derzeit um den religiösen Frieden steht, sieht man an der großen Aufregung, die in den mächtigen sozialen Netzwerken ausbrach, weil sich in der ersten Folge ein Hindu-Mädchen und ein muslimischer Junge verlieben und küssen.

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