Indigene Kulturen in Kinderbüchern:Statt Karl May

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Gerelchimeg Blackcrane: Der Elch der Ewenken. Mit Illustrationen von Jiu Er. Aus dem Englischen von Nicola T. Stuart. Jacoby & Stuart, Berlin 2020. 64 Seiten, 19 Euro. Ab 6 Jahren. (Foto: Jacoby & Stuart)

Heute gibt es viele Bücher über indigene Gemeinschaften, die zeitgemäß informieren und von deren Angehörigen selbst geschrieben wurden. Drei Buchtipps.

Von Harald Eggebrecht, Kathleen Hildebrand

Welch ein Elch

Bilderbücher, in denen es um Tier-Mensch-Beziehungen geht, geraten oft ins Niedliche und Sentimentale, literarisch wie illustratorisch. Doch es geht auch anders, wie die Bildergeschichte zeigt, die der mongolische Autor Gerelchimeg Blackcrane und die chinesische Illustratorin Jiu Er erzählen. Sie ist so einfach wie anrührend: Der alte Jäger Gree Shek vom Volk der Rentiere züchtenden Ewenken in der Inneren Mongolei erlegt eine Elchkuh, ohne zu ahnen, dass sie ganz gegen die Jahreszeit schon ein Kalb hat. Das Jungtier traut sich heran und folgt dem bestürzten Jäger ins Lager, der sich nun verantwortlich fühlt und den kleinen Elch, den er Xiao Han nennt, großzieht. Der entwickelt sich unter turbulenten Umständen zum Riesen unter den Rentieren. Jiu Er zeichnet Menschen und Tiere realistisch, ohne sklavisch genau zu werden. Sie entwirft in zarten Graugrüntönen die weiten Waldlandschaften, in denen die Ewenken mit ihren Rentieren ein karges Leben führen. Sie charakterisiert Gree Shek als freundlich-ernsten Graukopf. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Elch, von dem Dynamik und Dramatik ausgehen. Er ist die Hauptperson, seinem Großwerden, seinen Unternehmungen folgt die Geschichte ohne Schnörkel und in einem fesselnden, dabei ruhigen Grundtempo. Manchmal genügen geradezu malerische Bildsequenzen ohne Text zum Fortgang der Geschichte. So entwickelt die Story vom Jäger und von dem Elch einen leisen, doch unwiderstehlichen Sog aus Sympathie und Spannung. Harald Eggebrecht

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