Süddeutsche Zeitung

Phrasenmäher:Was bitte ist ein "Impfangebot"?

Der Pate machte ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, Jens Spahn eins, das man nicht annehmen kann. Ist ja kein Impfstoff da.

Von David Steinitz

Das berühmteste Angebot der jüngeren Kulturgeschichte war bislang vermutlich jenes, das man nicht ablehnen kann, offeriert vom "Paten" Marlon Brando. Abgelöst wird es in seiner Prominenz derzeit vom sogenannten Impfangebot. Das wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn allen Deutschen machen. Es handelt sich hierbei nicht um ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, sondern um ein Angebot, das man nicht annehmen kann. Ist ja kein Impfstoff da. Es ist also eher ein schlechtes Angebot. Zum Vergleich: Wenn man mit dem neuen Angebotsprospekt zum Supermarkt läuft, um das inserierte Biertragerl zu erwerben, und dann sagt der Filialleiter, tut mir leid, es ist keins da, aber die Brauerei fährt gerade die Produktion hoch, und wir hoffen, Ihnen bis zum Sommer ein Bierangebot machen zu können - da wäre man auch sauer. Abgesehen davon hat die Vokabel Impfangebot etwas Vertreterhaftes. Als handele es sich bei den Impfspritzen um diese Gemüseraspeldinger, die immer in den Innenstädten marktschreierisch angeboten werden. Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Tja, leider fast alle.

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