Im Zeichen von Warhol:Amymania!

Lesezeit: 3 min

Das 33. Filmfest München steht im Zeichen von Andy Warhol. Das Festival öffnet sich interdisziplinär unter dem Motto "Grenzen überschreiten".

Von Susanne Hermanski

No! No! No!" küsst "Yes! Yes! Yes!" - so könnte man das Programm des 33. Filmfests München auch zusammenfassen. Denn eine große, die Künste übergreifende Hommage an die Ikone der Pop Art, Andy Warhol, ist das Signifikanteste, was das Festival in diesem Jahr zu bieten hat. Gemeinsam mit dem Museum Brandhorst zeigt das Filmfest München (25. Juni bis 4. Juli) eine Auswahl von zum Teil noch nie in Europa vorgeführten Warhol-Filmen. Zusammengestellt wurden sie von Glenn O'Brien und Geralyn Huxley, der Kuratorin des Andy Warhol Museum in Pittsburgh. Glenn O'Brien war ein enger Vertrauter Warhols, Stammgast in dessen Factory und Chefredakteur von dessen Magazin Interview. Er präsentiert "Yes!Yes Yes! - Warholmania in Munich" gemeinsam mit Katja Eichinger.

Wie hätte Andy Warhol wohl Amy Winehouse gesehen? - Was der Regisseur Asif Kapadia in der zu früh gestorbenen Soul-Diva sah, zeigt er in seiner Dokumentation Amy. SZ-Grafik: Julia Kienscherf (Foto: imago stock&people)

Die Autorin und Witwe des Produzenten Bernd Eichinger stellt die Hintergründe von "Yes!Yes!Yes!" auf Seite 2 dieser Beilage vor. Mit "Beyond Warhol" hat sie darüber hinaus eine Reihe von Filmen kuratiert, die von Andy Warhols Werk beeinflusst wurden: Sie reicht von David Finchers Fight Club (1999) bis zu Sofia Coppolas The Bling Ring (2013).

Eine Pop-Ikone ganz nach Warhols Geschmack dürfte Amy Winehouse gewesen sein, auch wenn die beiden sich natürlich nie begegnet sind. Der Regisseur Asif Kapadia hat ihr einen Dokumentarfilm gewidmet, der seinerseits geeignet ist, das Motto des Festivals, "Grenzen überschreiten", zu untermauern. Er schlägt die Achse zwischen Musik und Film, zu der auf den folgenden Seiten ebenfalls noch einiges zu lesen sein wird. Asif Kapadias Amy jedenfalls darf mit Spannung erwartet werden darf (Sa., 27. Juni, 19.30 Uhr in der HFF). Denn mit Senna hat Kapadia 2010 nicht nur die bislang erfolgreichste britische Dokumentation gedreht - er hat sich damit auch als Meister im Umgang mit tragischen Pop-Heroen ausgewiesen. Schließlich ist auch die Rennlegende Ayrton "The Magic" Senna jung und schön gestorben. Asif Kapadia wird seinen Film Amy selbst präsentieren: Wer war die Beehive-Ikone, die mit ihrer unvergleichlichen Stimme "No! No! No!" sang, und sich solange weigerte, in die "Rehab" zu gehen, bis die Drogen sie gänzlich aufgefressen hatten? Woher rührte ihr unersättliches Verlangen, geliebt zu werden? Woraus resultierten ihre Zwänge? Wer waren ihre Wegbegleiter, bis sie im Alter von 27 Jahren starb?

Gefühlt Mitte Zwanzig gehört ebenfalls zu den Highlights dieses Festivals. Eine Komödie, leicht, doch nicht seicht, mit Ben Stiller und Naomi Watts in den Hauptrollen. Sie spielen ein glückliches Paar aus der 40plus-Riege, kinderlos und finanziell gut gestellt mit schöner Wohnung in Brooklyn. Trotz allem werden sie das Gefühl nicht los, dass das wahre Leben an ihnen vorbei zieht - bis sie Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) kennen lernen, ein Hipster-Couple, zwanzig Jahre jünger als sie. Doch genügen andere Kleider, Hip-Hop-Moves und gemeinsame spirituelle Sitzungen schon, um die Uhr zurück zu drehen? Regisseur Noah Baumbach ( Frances Ha) kommt zur Deutschlandpremiere am 27. Juni um 19 Uhr in den Rio Filmpalast.

Ein weiterer Regiestar, der extra zum Festival anreist, hat in diesem Jahr schon seinen Film im Wettbewerb in Cannes vorgestellt: Matteo Garrone. Seit seinem Film Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra genießt er nicht nur in Italien Kultstatus. Sein aktueller Film trägt den Titel Das Märchen der Märchen. Dafür konnte er mit Salma Hayek, Vincent Cassel, Toby Jones und John C. Reilly nicht nur ein einzigartiges Starensemble gewinnen. Inspiriert durch das berühmte Werk "Pentamerone" oder "Il Racconto dei Racconti" des neapolitanischen Barock-Autors Giambattista Basile erzählt der Film drei Geschichten zwischen Faszination und Erschrecken, in denen sich das zum Wundern Schöne mit dem Grotesken verbindet. Damit schuf Garrone nicht nur ein einzigartiges Werk des europäischen Fantasy-Kinos. Er erzählt vor allem vom Kino- und Geschichtenzaubern selbst und stellt auf diese Weise (am Samstag, 4. Juli, 19 Uhr im Carl-Orff-Saal) den wahrhaft würdigen Abschlussfilm des Festivals.

33. Filmfest München , Do., 25. Juni bis Sa., 4. Juli, Festivalcenter: Gasteig, Rosenheimer Str. 5, weitere Kino s: City Kino, Sonnenstr. 12, Rio Film-palast, Rosenheimer Str. 46; Arri, Türkenstr. 91; Filmmuseum, St.-Jakobs-Pl. 1; HFF München, Bernd-Eichinger-Platz 1; Kinos Münchner Freiheit, Leopoldstr. 82, Filmtheater Sendlinger Tor; www.filmfest-muenchen.de, 48 09 89 73 00 (25. Juni, 10 - 19 Uhr; 26. Juni - 2. Juli: täglich 10 - 19.30 Uhr)

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: