Im TV: "Der Mentalist":Wach wie ein Papierfrosch

Der Charme von Robert Redford mit einem Schuss Oliver Geissen: "Der Mentalist" auf Sat 1 löst Mordfälle durch Hellseherei, aber ohne großen Hokuspokus.

Else Buschheuer

Ein Mentalist. Was ist das? Ein Esoteriker à la Akte X? Ein Lakoniker à la Dr. House? Ein behaupteter Hellseher wie Psych? Der Mentalist ist zumindest eines: mit durchschnittlich 15 Millionen Zuschauern die erfolgreichste neue Serie im amerikanischen Fernsehen (CBS). Nun hat Sat 1 sie gekauft.

Im TV: "Der Mentalist": Superbrain auf Mörderjagd: Patrick Jane (Simon Baker) in "The Mentalist".

Superbrain auf Mörderjagd: Patrick Jane (Simon Baker) in "The Mentalist".

(Foto: Foto: © Warner Bros. Television)

Patrick Jane (Simon Baker) ist attraktiv, wenn auch hollywoodianisch überpflegt. Selbst seine Lachfältchen wirken wie am Reißbrett designed. Er hat den Charme von Robert Redford in "Der Clou", mit einem Schuss Olli Geissen. Er trägt einen teuren, planvoll zerwühlten Kurzhaarschnitt. Er sieht ein wenig verschlafen aus, ist aber recht aufgeweckt. Der Mentalist kann mehr, als diese assoziativ wild geschnittenen Profiler und erst gar die stinknormalen amerikanischen Cops jemals konnten.

Er ist ein Beobachtungsgenie, ein begnadeter Bluffer, und er kombiniert wie ein Superbrain. In seiner ersten Karriere nutzte er diese Fähigkeit, um mit einer Hellseher-Show berühmt zu werden. Dann metzelte ein Killer, der sich "Red John" nennt und noch frei herumläuft, seine Familie weg. Patrick Jane will Red John fangen. Deswegen arbeitet er jetzt fürs CBI (California Bureau of Investigation).

Der Mentalist menschelt wie Oprah Winfrey, ist aber ausgebuffter als Felix Krull. Er zwinkert selten und hält den Augenkontakt immer ein Terzlein zu lang. Dabei lächelt er James-Dean-mäßig, halbseitig. "Mein Name ist Patrick Jane", sagt er im Pilotfilm zur verstörten Mutter der Toten, "ich werde ihnen helfen." Ihren Ehemann empfängt er mit warmem Händedruck: "Ich bin von der Polizei. Haben Sie Ihre Tochter getötet?"

Das Stammeln überführt den triebhaften Vater. Seine Frau nimmt das zum Anlass, ihn zu erschießen. Als die Polizei hereinstürmt, steht Patrick Jane mit erhobenen Händen neben der blutverschmierten Leiche. "Es ist", sagt er, "nicht so schlimm, wie's aussieht."

Seine Chefin, Teresa Lisbon (Robin Tunney), ist kein Fan seiner unkonventionellen Methoden. Obwohl es manchmal den Anschein hat, als könnte sie unter gewissen Umständen, die natürlich nie eintreten, seinem Charme erliegen. Er gibt vor, Trinkhälmchen mit Telekinese zu bewegen, obwohl er heimlich pustet, er gewinnt immer bei Schere-Papier-Stein und bringt seine Teamleiterin mit selbstgebastelten Papierfröschen zum Lachen.

"Nicht jeder Mord ist ein Geheimnis hinter einem Geheimnis hinter einem Geheimnis. Es gibt oft kein Geheimnis", sagt die eher praktisch veranlagte Teresa Lisbon. Oft gibt es keines, aber manchmal eben schon. Hier setzt der Mentalist an. Das hat wenig mit Hokuspokus zu tun. Patrick Jane ist, obwohl er gern mit seiner Paranormalität kokettiert, bestechend diesseitig. Er ist ein knallharter Atheist, sein Blick auf die Welt ist ungeschönt. Und doch verfällt er nicht in Trübsinn. Das könnte für Deutschland funktionieren.

Der Mentalist, Sat 1, 22 Folgen von 1. März an sonntags, 21.15 Uhr.

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