Im Profil: Mr. Spock:Nach Art einer Genkartoffel

Er hat keinen Doppelnamen, aber einen starken Migrationshintergrund, und sein Begattungstrieb unterliegt strengen Regeln: Mr. Spock ist der prominenteste Außerirdische der Welt.

Kurt Kister

Spock ist der weltweit bekannteste Außerirdische. Zwar gibt es Extraterrestrier, die ihn - wie der sabbernde Jabba aus "Star Wars" - an Exotik übertreffen, und auch solche, die kurzfristig große Berühmtheit erlangten wie etwa Steven Spielbergs trauriger E.T., der immer nach Hause wollte.

Im Profil: Mr. Spock: Seine Fremdartigkeit ist sichtbar, aber nicht dominant: Mr. Spock.

Seine Fremdartigkeit ist sichtbar, aber nicht dominant: Mr. Spock.

(Foto: Foto: Reuters)

Das aber ändert nichts daran, dass Abermillionen Terraner den spitzohrigen Mr. Spock, der erstmals 1966 in der Fernsehserie "Star Trek" (zu Deutsch "Raumschiff Enterprise") erschien, seit mehr als 40 Jahren für den Alien par excellence halten.

Die TV-Serie wurde in viele Länder verkauft; darüberhinaus gab es bisher zehn Kinofilme, die sich mit dem "Enterprise"-Kosmos beschäftigen. Jetzt läuft der elfte an, und weil auch im Weltall sowie in der Zukunft früher alles besser war, geht es in dem neuen Film um die Jugend der alten Helden Captain Kirk, Mr. Spock, Scotty, Sulu und wie sie alle heißen.

Die guten vulcanischen Eigenschaften

Spock taucht im Film gleich zweimal auf, einmal als junger Mann, gespielt von Zachary Quinto, und einmal als Leonard Nimoy, gespielt vom alten Mr. Spock (vielleicht auch umgekehrt). Nimoy ist der Ur-Spock, so wie Sean Connery der Ur-Bond ist. Mit seinen Bürstenhaaren erinnert der 78-jährige Nimoy äußerlich ein wenig an Leonard Cohen.

Der wirkliche Spock wird im Jahr 2230 auf dem Planeten Vulcan geboren, hat aber einen starken Migrationshintergrund. Seine Mutter Amanda Grayson nämlich ist, obwohl sie keinen Doppelnamen trägt, eine Lehrerin von der Erde, ein Mensch also.

Spocks Vater Sarek hat ihm die guten vulcanischen Eigenschaften vererbt: Gefühlslosigkeit zugunsten kühler Rationalität, einen ausgeprägten Sinn für Logik sowie weitgehendes Desinteresse an schwierigen, konfliktbeladenen Dingen wie etwa der Erotik. Männliche Vulcanier verspüren nur alle sieben Jahre einen sehr heftigen Begattungstrieb, dem sie dann allerdings nachkommen müssen, weil sie sonst sterben. Spock, das ist der menschliche Teil seines Erbes, muss sich leider gelegentlich doch mit Gefühlen herumschlagen, einmal heiratet er sogar.

Einer von uns

Spocks Abenteuer sind zahlreich und weitgespannt. Um die Enterprise und ihre Mannschaft zu retten, stirbt er einmal sogar, wird aber dann nach Art einer sich selbst regenerierenden Genkartoffel auf dem Planeten Genesis wiedererweckt und in seine Nimoy-Form zurückgebracht.

Große Verdienste hat Spock an dem 2293 erfolgten Friedensschluss zwischen der terranisch dominierten Föderation und den Klingonen. Letztere waren über die längere Zeit der "Star-Trek"-Serie die Lieblingsfeinde der Guten von der Föderation. Ein Klingone sieht etwa so aus wie ein Hybrid aus einem Neuköllner Kampfhundehalter und seinem Hund.

Obwohl Mr. Spock, der als Vulcanier keinen für Menschen aussprechbaren Vornamen hat, nicht die Hauptrolle in Star Trek spielte, ist er dennoch die bedeutendste Figur geworden. Er war schon cool, lange bevor sich dieses Adjektiv als Bezeichnung für alles distanziert Überlegene durchgesetzt hat. Seine Fremdartigkeit - die Satans-Ohren - ist sichtbar, aber dank das Lehrerinnen-Blutes nicht dominierend.

Er ist irdisch genug, um auch als Außerirdischer einer von uns zu sein.

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