Im Porträt: Heidi Klum:Deutschlands heimliche Königin

Heidi Klum ist eine Marke: schön und omnipräsent. Heute abend kürt sie wieder Germany's Next Topmodel. Aber die wahre Gewinnerin steht schon fest: die Gastgeberin selbst.

Cathrin Kahlweit

Vier Millionen Zuschauer, vielleicht mehr, werden am Donnerstagabend mitgefiebert haben, ob Jenny (laut Pro Sieben sehr gut bei den "Castings für Nassrasierer"), Christina ("Bambi-Blick") oder Janina ("perfekter Model-Gang") Siegerin der dritten Staffel von "Germany's Next Topmodel"geworden sind.

Im Porträt: Heidi Klum: Hat nun wirklich gut lachen: Karrierefrau Heidi Klum.

Hat nun wirklich gut lachen: Karrierefrau Heidi Klum.

(Foto: Foto: Getty Images)

Es locken: der Zweijahres-Vertrag mit einer Model-Agentur, eine Werbekampagne, ein Titelfoto auf einem Hochglanzmagazin.

Tolle Sache, und offenbar sehr reizvoll; immerhin 36 Prozent der fernsehenden Jugendlichen schauen Heidi Klum bei der Kür ihrer Models allwöchentlich zu - was befürchten lässt, dass dieses Hüftgewackel samt Tränenflut und Speichelleckerei einen Dauerplatz in der deutschen Medienlandschaft errungen hat.

Ein Kulturkampf ist darüber ausgebrochen in Deutschland, an dem Talkshows, Kinderärzte und Feministinnen gleichermaßen beteiligt sind - und der doch vor allem einer nutzt: Heidi Klum.

Das Top-Model ist die eigentliche Gewinnerin ihrer Sendung, wiewohl sich Zuschauern, die nicht zur Fangemeinde gehören, nur schwer erschließt, warum dieses von langen Sprechpausen und leeren Teenagergesichtern angefüllte Format eine Sensation sein soll.

Heidi Klum, 35 Jahre alt, Mutter von drei Kindern, verheiratet mit dem Sänger Seal, ist schon lange größer als ein Mensch - sie ist eine GmbH, eine Marke. Im wenig kosmopolitischen Bergisch Gladbach geboren, gewann sie als 19-Jährige selbst einen Model-Wettbewerb; bekannt wurde sie in den USA mit Bademoden und Unterwäsche, auf Laufstegen sah man sie eher selten.

Heute lebt sie in Manhattan, wenn sie nicht mit Kindern und Mann auf Reisen ist oder in einem Kölner Studio beseelten jungen Frauen das Leben auf dem Catwalk erklärt.

Zu ihrer Marke gehören: ein Parfum, Schuhe, Schmuck, Bücher, Sonnenbrillen, eine nach ihr benannte Rose, eine Baby- und eine Damen-Kollektion, eine Show in den USA, Filme mit Heidi Klum, Computerspiele mit ihrer Stimme, sogar eigene Fruchtgummis, "My favorite candies by Heidi Klum".

Wer so viel verkauft und sich so gut verkauft, wer sogar von den Lesern eines Magazins zur "erotischsten Deutschen" gewählt und in einem anderen Blatt zur "Woman of the year" gekürt wurde, der ist ganz, ganz oben - und zugleich immer auch nah bei den Menschen, der Bodenständigkeit von Bergisch Gladbach sei Dank.

Klum ist mit neun Millionen Dollar Jahreseinnahmen laut Forbes erfolgreichstes Model nach Gisele Bündchen, und doch wüssten die engsten Freunde, gesteht sie dem Tagesspiegel, "dass uns die gebratenen Tauben nicht in den Mund fliegen. Sie gönnen uns das schöne Familienleben." Nichts sei wichtiger, als dass ihre Kinder sehen, wie "ihre Eltern sich berühren und sagen I love you".

Die Kandidatinnen Jenny, Christina und Janina dürften sich auch ein bisschen von dieser Liebe gewünscht haben, als Klum in ihrer Sendung mit unterkühlter Mimik und harschem Ton deren Qualitäten schmähte.

Andererseits muss das wohl auszuhalten sein, wenn insgesamt 18000 Bewerberinnen dazu bereit sind, sich mit ihrem großen Traum vor Deutschlands heimlicher Königin in den Staub zu werfen.

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