Im Kino: "Wallace & Gromit":Lasst uns Kaninchenhirne waschen!

Aber Vorsicht! Treten Sie nicht auf den Hund ohne Mund: Nick Park hat gerade wieder mit "Wallace & Gromit" ein großartiges Knetmännchenabenteuer hingelegt, eine Welt mit ganz eigenem Schöpfungsplan.

SUSAN VAHABZADEH

Woran liegt es, dass man sich auch als Erwachsener, als vergleichsweise vernünftiger Mensch von Puppentrickfilmen mitreißen lässt?

Im Kino: "Wallace & Gromit": Wir hoffen, dass es irgendwo eine bessere Zweitwelt gibt, in der das Wasser aus Plastikfolie ist, alle Geschichten ein gutes Ende nehmen und Wallace & Gromit jedes Problem lösen´werden.

Wir hoffen, dass es irgendwo eine bessere Zweitwelt gibt, in der das Wasser aus Plastikfolie ist, alle Geschichten ein gutes Ende nehmen und Wallace & Gromit jedes Problem lösen´werden.

(Foto: Foto: UIP)

Je künstlicher ihre Figuren und die Räume um sie herum aussehen, desto liebenswerter sind sie - vielleicht kann man sich bei Puppen leichter als bei Zeichentrickfiguren vorstellen, dass sie in einer Art Paralleluniversum existieren, dass es irgendwo eine bessere Zweitwelt gibt, in der das Wasser aus Plastikfolie ist, alle Geschichten ein gutes Ende nehmen und Wallace & Gromit jedes Problem lösen.

Das Traumpaar von Nick Park, Herr und Hund in vertauschten Rollen - Gromit muss immer aufpassen, dass Wallace keinen Unfug anrichtet -, verbreitet einen unermesslichen Optimismus.

Ihre Welt ist, aller Albernheit zum Trotz, sogar für Erwachsene in aller Unschuld genießbar - sie haben eine eigene Ästhetik, künstlerisch einzigartig und ausgesprochen einfallsreich.

Was es leicht macht, anderthalb Stunden - so lang waren sie noch nie beisammen! - mit einem Haufen sehr niedlicher Kaninchen, einem trägen Erfinder und einem Hund ohne Mund zu verbringen, der traurig schaut, irgendwie resigniert, und doch immer noch eine rettende Idee auf Lager hat.

Nick Parks Filme -der dreifache Oscar-Gewinner hat auch "Hennen rennen" gemacht - flößen einem echten Respekt ein, der sich mit kindlicher Begeisterung vermengt.

"Wallace & Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen" geht schon mit viel Erfindungsreichtum los: Nächtlicher Alarm, die beiden werden von einer komplizierten, aber ganz logischen Apparatur aus dem Bett befördert, durchs Haus geschleust und in ihren Laster gesetzt.

Wallace und Gromit betreiben eine Schädlingsbekämpfungsfirma, und wird nachts das Gemüse der Klienten angeknabbert, sind die beiden sozusagen automatisch zur Stelle.

Kaninchen haben die Gärten einer Gemeinde angegriffen, in der ein Gemüsewettbewerb ansteht. Wallace und Gromit fangen die Kaninchen, bringen die unbeschädigten Schädlinge im Keller ihres Hauses ihres Hauses unter.

Sie werden dann engagiert von Lady Tottington, liebevoll Totty genannt - im Original spricht Helena Bonham Carter die Dame, die demnächst nochmal als Puppe unterwegs ist, als Tim Burtons "Corpse Bride".

Totty hat einen großen Garten und ein großes Problem, das sich nur mit Wallaces Kaninchensauger beheben lässt: Die Kaninchen werden von der Apparatur mit einem schönen Ploppton in ein Glasgehäuse gesogen, wo sie, mit entgeistertem Gesichtsausdruck, schwerelos schweben.

Doch die Karnickelflut überfordert langsam die Räumlichkeiten. Wallace macht sich also an eine Erfindung, die das Problem an der Wurzel erledigen soll lösen soll: Ein neuer Apparat soll seine eigene Abneigung gegen Gemüse ins Hirn eines Versuchskaninchens übertragen.

Aber in den folgenden Nächten vernichtet ein Riesenkaninchen die Gärten, die Kundschaft ist verärgert, und Totty, die eigentlich gerade Gefallen findet an Wallace, bemerkt ein paar eigenartige Veränderungen an ihm. Da deutet sich ein Geheimnis an, das so schrecklich ist, wie man es sich in einem Knetmännchen-Film nur vorstellen kann.

Das "Wer"kaninchen, von dem im Originaltitel die Rede ist, ist eigentlich ganz nett, bloß ein bisschen groß und sehr gefräßig.

Es sind zauberhafte Welten, die Nick Park da hat entstehen lassen - das Treibhaus auf dem Dach von Tottys Schloss beispielsweise, um dessen Zinnen herum Gromit am Ende eine wilde Jagd mit dem Hund des Mitbewerbers um die Gunst von Totty vollführt.

Ein Dogfight par excellence - mit einem Karussellflugzeug hebt Gromit ab, aber es wirkt völlig natürlich, dass er damit fliegen kann; und die Gesetze, nach denen das Ding anhalten kann oder neugestartet wird, wenn der Treibstoff alle ist, folgen einer inneren Logik. Das ist das Schöne an dieser künstlichen Welt: Sie hat durchaus eine Vorstellung davon, was funktioniert und was unmöglich ist - sie hat eine eigene Natur, es ist bloß nicht unsere.

Man könnte sagen, hinter Nick Parks Welt steht eine Art Schöpfungsplan; aber das wäre vielleicht schon ein bisschen zu viel gesagt.

WALLACE & GROMIT IN THE CURSE OF THE WERE-RABBIT, GB 2005 - Regie: Nick Park, Steve Box. Buch: N. Park, St. Box, Mark Burton, Bob Baker. Kamera: Dave Alex Riddett, Tristan Oliver. Schnitt: David McCormick, Gregory Perler. UIP, 85 Minuten.

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