Im Kino: "Tränen der Sonne":Triff interessante Leute! Und töte sie!

Er gehört zu den Männer, die unseren Morgenkaffee sichern: In dem Afrika-Film-Kommando "Tränen der Sonne" wird Bruce Willis allerdings mit herzhaftem "God bless you" ins Niemandsland einer ungewissen Zukunft entlassen.

Eine einfache, ganz vertraute Geschichte: Das ferne Land ist paradiesisch schön, doch seine Bewohner sind wild und grausam. Also muss ein Amerikaner kommen, und ein wenig für Ordnung sorgen ... Nach dem New Yorker Großstadtdschungel und seinen korrupten Cops in "Training Day" bewegt sich Antoine Fuqua in seinem neuen Film im afrikanischen Urwald, in Nigeria, wo muslimische Rebellen den christlich-demokratischen König gestürzt haben und plündernd und mordend durchs Land ziehen. Eine kritische Situation, auch für Lieutenant Waters (Bruce Willis). Er soll mit seiner Navy-Seal-Eliteeinheit eine amerikanische Ärztin, zwei Nonnen und einen Priester aus ihrer Mission im Krisengebiet holen - sich ansonsten aber nicht einmischen.

Im Kino: "Tränen der Sonne": undefined

Wunderbare Geschichten hat das amerikanische Kino immer wieder geschaffen, über schweigsame Einzelgänger, die von der Melancholie einer traumatischen Vergangenheit gezeichnet sind und die dann an einen Punkt kommen, wo sie, gegen alle Vernunft, noch einmal alles auf eine Karte setzen, es mit der größten gegnerischen Übermacht aufnehmen. Wie alle Märchen gründen sie auf dem starken Kontrast von weiß und schwarz, von Gut und Böse - aber in den Wochen nach dem Irak-Krieg haben auch diese Märchen einen schalen Beigeschmack, der von manchen markigen Sprüchen des afroamerikanischen Regisseurs nur verstärkt wird: Er habe einen Film machen wollen, erklärt er, der "zeigt, dass es Männer und Frauen im Militär gibt, die sicherstellen, dass wir unseren Morgenkaffee in Ruhe trinken können".

So läuft Lieutenant Waters also mit zusammengebissenen Zähnen und zusammengekniffenen Augen durch den Dschungel, geht seinem Auftrag mit mechanischer Entschlossenheit nach: Nicht Menschenleben will er retten, sondern lediglich seine Mission erfüllen.

Eine Leere des Herzens, eine moralische Trance, aus der eine Prinzessin ihn wachküssen muss. Diese Rolle übernimmt Monica Bellucci als resolute Ärztin, die darauf besteht, die Schar ihrer Schützlinge in der Mission mitzunehmen.

Die Kombination Willis und Bellucci klingt vielversprechend, doch Antoine Fuqua hat mit der Liebe auf der Flucht nichts im Sinn. Er gönnt seinen traurigen Helden keine Blicke, an denen Geheimnisse sich andeuten oder Gefühle sich entzünden könnten, und keine Dialoge, die mehr sind als platte Floskeln. Im Gegensatz zu "Training Day", der sich aus der Psychologie seiner düsteren Charaktere entwickelte, bevor er in eine Gewaltorgie mündete, gleicht "Tränen der Sonne" eher einem Computerspiel, in dem die Beseitigung des Gegners in exotischen Kampfzonen ein Routine-Akt auf dem Weg ins Ziel ist. Die Kamera bleibt an den Oberflächen, wo sich zarte Libellen, bizarre Chamäleons und bunte Mandrill-Affen tummeln, wo Wassertropfen malerisch über die Adern saftiger grüner Blätter rollen und die tiefschwarze Haut von schweigsamen bösen Jägern und traurigen Flüchtlingen akzentuieren, wo Schweiß, Schlamm und Tarnfarbe die markanten Gesichter der amerikanischen Soldaten modellieren. Die Schönheit der Natur verstellt den Blick in die menschlichen Abgründe, und eine Schar interessanter Darsteller wird in Maschinengewehrfeuer und Napalmbränden verheizt, bevor Bruce Willis mit einem herzhaften "God bless you" ins Niemandsland einer ungewissen Zukunft entlassen wird.

TEARS OF THE SUN, USA 2003 - Regie: Antoine Fuqua. Buch: Alex Lasker, Patrick Cirillo. Kamera: Mauro Fiore. Musik: Hans Zimmer. Mit: Bruce Willis, Monica Bellucci, Cole Hauser, Tom Skerritt, Fionnula Flanagan, Eamonn Walker. Columbia, 121 Minuten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: