Blutsbrüderschaft, das ist kein Kinderspiel in diesem Film. Mit einem schnell entschlossenen Ritzen des Unterarms ist es denn auch nicht getan, wie Jungs es als Gipfel der Entschlossenheit und des Zusammenhalts bis heute zelebrierten - die drei Blutsbrüder dieses Films müssen zum Zeichen, wie ernst sie es meinen, sich an jeweils einem völlig unbeteiligten, unschuldigen Menschen als Halsabschneider betätigen.
Der große Martial-Arts-Star Jet Li ist einer von ihnen, als General Pang, er hat zu Beginn des Films gerade seine Armee bis auf den letzten Mann verloren. Bevor er, im Zustand der Zerrüttung, auf seine zwei neuen Kameraden stößt - Andy Lau und Takeshi Kaneshiro, zwei überzeugte Räuber, nicht unbedingt edel, aber durch und durch anarchistisch -, hat er sich auch noch nichtsahnend an die Frau des einen herangemacht.
Die Taiping-Rebellion 1870 gegen die Qing-Dynastie, intrigant und korrupt wie die meisten in China, liefert den Hintergrund für den Film, Millionen Chinesen sind damals auf den Schlachtfeldern gestorben oder in den permanenten Hungersnöten. Das gibt dem Film eine grimmige Kälte, treibt ihm den letzten Rest jener kämpferischen Spritzigkeit aus, den man mit Martial-Arts-Filmen aus China verbindet - wie sie Ang Lee mit "Tiger & Dragon" oder Zhang Yimou mit "Hero" grandios neubelebten, oder Wong Kar-Wai, der voriges Jahr seinen frühen "Ashes of Time" restaurierte.
Bei Peter Chan kommt die Geschichte erdenschwer daher und die Stimmung ist gedrückt. Depression liegt über dem Land. Das Genre hat seine Unschuld verloren, westliche Kultur verdrängt die alte Tradition. Kampfkunst ist vehement von Gemetzel abgelöst und von gnadenloser Kalkulation. Gefangene, die man nicht durchfüttern kann, muss man massakrieren. Reis und Kanonen werden am Ende über den Sieg entscheiden.
Regisseur Peter Chan hat sich an den westlichen Kriegsfilmen orientiert - amerikanischer Bürgerkrieg und Weltkrieg I vor allem, die Kriege des Zeitalters der Industrialisierung, mit Grabenkämpfen und Artilleriefeuer. Der Blutsbrüderbund ist von Anfang an schwer belastet - auch deshalb, weil Pang sich rasch vom romantisch-martialischen Räuberideal weit entfernt, in Richtung Machtpolitik. All work and no play . . .
TAU MING CHONG, China/Hongkong 2007 - Regie: Peter Chan. Buch: Tin Nam Chun, Junli Guo u. a. Kamera: Arthur Wong. Actionchoreographie: Tony Ching Siu Tung. Mit: Jet Li, Andy Lau, Takeshi Kaneshiro, Xu Jinglei, Bao-ming Gu, Xiaodong Guo, Yachao Wang, Bo Zhou. Kinostar, 110 Minuten.