Im Kino: Tere Bin Laden:Coca-Cola und Bikinis

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Wie heißt der Leibwächter von Osama? Genau: Ladenhüter. Auf ähnlichem Niveau bewegt sich eine in Bollywood produzierte Satire über den Chef der al-Quaida, die nun in den USA erscheinen soll.

S. Vahabzadeh

Die Bollywood-Satire "Tere Bin Laden" ist in Indien ein Riesenerfolg, aber vielleicht sehen sich die Inder den Film ja nur an, um die Pakistaner zu ärgern, die ihn verboten haben. In England jedenfalls, wo der Film inzwischen mit mageren zehn Kopien gestartet ist, hat sich die erhoffte Resonanz partout nicht einstellen wollen.

In seiner Heimat wurde "Tere Bin Laden" verboten: Der pakistanische Popsänger Ali Zafar ist der Star des Bollywoodsfilms über Osama und al-Quaida. (Foto: AFP)

Nun soll der Film endlich in den USA anlaufen, an diesem Donnerstag soll es in New York eine erste Vorführung geben - vielleicht hat man dort mehr Sinn für den Unfug, den der indische Regisseur Abhishek Sharma und der pakistanische Popstar Ali Zafar mit al-Qaida treiben, und Zafar macht doch noch eine Weltkarriere.

Auch im Film heißt Zafar Ali mit Vornamen, allerdings ist das überhaupt kein Star, sondern ein Journalist, und er stiftet mit einem Filmchen, das ihn berühmt machen soll, ordentlich Unruhe. Der Trailer lässt nicht vermuten, dass sich "Tere Bin Laden" zu einer würdigen Konkurrenz für den "Großen Diktator" entwickelt, mit dem einst Chaplin Hitler verschaukelte.

Die Inhaltsangabe geht ungefähr so: Ali will unbedingt nach Amerika, ins Land von "Coca-Cola und Bikinis", aber das Angebot, das ihm ein Schleuser macht, ist ihm suspekt - er soll nach Iran reisen, den Mudschaheddin beitreten, dann in den Irak rübermachen und sich den Amerikanern stellen - die würden ihn dann schon umsonst nach Amerika bringen, und sollte ihm dabei ein Bein abgeschossen werden, bekomme man in den USA fix ein neues.

Ali verfolgt lieber seinen eigenen, ähnlich komplizierten Plan zur Visabeschaffung: Er sucht sich einen Trottel, der sich von ihm als Osama bin Laden verkleiden lässt, fälscht ein al-Qaida-Video und hofft, so ein Star am Journalistenhimmel zu werden. Die Sache geht schief, weil das Video nicht den gewünschten Effekt erzielt, sondern einen Börsencrash und Reiseverbot auslöst.

Das klingt mehr nach Klamauk als nach großer Politik, aber man kann die Sache ja auch bierernst nehmen - in den USA hat sich vorab unerwartete Unterstützung eingestellt: Die New York Times zitiert aus dem Atlantic Monthly und einem Blog des Terrorismus-Experten und Regierungsberaters Jarret Brachman, wo man sich damit befasst, wie man den islamistischen Terror durch Veräppeln unterminieren könnte.

In Pakistan hat sich die Theorie jedenfalls noch nicht durchgesetzt, da bleibt der Film weiterhin verboten, weil man befürchtet, al-Qaida-Anhänger könnten die Kinos bombardieren - und Unruhe, so Ali Zafar, gebe es ja in Pakistan schon genug. Den Film durch Zensur aus Pakistan fernzuhalten, ist aber natürlich im Zeitalter der DVD-Piraterie gar nicht mehr möglich. Sogar Zafar selbst erzählt im Guardian freimütig, er habe schon mit Leuten in Pakistan gesprochen, die den Film mit Freude gesehen hätten - als Raubkopie.

© SZ vom 05.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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