Im Kino: "Short Cut to Hollywood":Sterben für alle

Vorgeführt werden soll die Sensationsgier der Medien, bis hin zum Freitod als Live-Event. Leider wird der Film "Short Cut to Hollywood" durch zu viel Selbstdarstellung zur witzlosen Medienkritik.

Doris Kuhn

Den Medien einen Spiegel vorzuhalten ist nicht ganz einfach. Gern tappt man dabei in irgendeine Falle, und zwar meistens in die, statt intelligenter Analyse nur die eigene, besserwisserische Eitelkeit auszustellen.

Im Kino: "Short Cut to Hollywood": Eigene Fernsehshow, Cocktails mit Schirmchen, Sex mit 22-Jährigen: Dafür muss sich einer der Protagonisten vor der Fernsehkamera nur seine Gliedmaßen wegoperieren lassen.

Eigene Fernsehshow, Cocktails mit Schirmchen, Sex mit 22-Jährigen: Dafür muss sich einer der Protagonisten vor der Fernsehkamera nur seine Gliedmaßen wegoperieren lassen.

(Foto: Foto: Senator)

Genau das passiert in "Short Cut to Hollywood": Die Regisseure Marcus Mittermeier und Jan Henrik Stahlberg erzählen von drei Losern mittleren Alters, die der Gleichförmigkeit ihres Lebens in Deutschland überdrüssig werden. Sie überantworten sich dem amerikanischen Traum, und siehe da, der Traum funktioniert. Von Wohnwagentouristen avancieren sie zu Prominenten - aber der Preis dafür ist nicht nur der Verlust jedes Selbstrespekts, sondern auch diverser Körperteile.

Mittermeier und Stahlberg, die 2004 mit ihrer No-Budget-Provokation "Muxmäuschenstill" erstmals Aufsehen erregten, haben erkennbar Spaß an dieser Idee - so sehr, dass sie das Ding gleich in die Wirklichkeit übertrugen und viele deutsche Medien mit einer gefälschten Meldung über einen Selbstmordanschlag in den USA narrten. Schön für sie, aber auf Spielfilmlänge wird das sehr schnell quälend: zu viel Selbstdarstellung, zu wenig Humor.

Vorgeführt werden soll die Sensationsgier der Medien, also muss sich einer der Protagonisten nach und nach vor der Fernsehkamera seine Gliedmaßen wegoperieren lassen, bis hin zum Freitod als Live-Event.

Was er im Gegenzug bekommt, ist der ersehnte Starruhm: die eigene Fernsehshow, Cocktails mit Schirmchen, Sex mit 22-Jährigen, Sendezeit bei N-TV. So weit, so altbacken. Ja, stimmt, die Medien sind oft verantwortungslos, aber das hat man schon vorher geahnt - oder auch in beliebigen Comedyshows schon mit einfallsreicheren Metaphern serviert bekommen.

Formal basteln sich Mittermeier und Stahlberg eine krude Mischung aus Homemovie, Musikvideo und spekulativer Dokumentation zusammen, so ähnlich, wie das im Reality-Fernsehen eben auch läuft. Leider zwingen sie damit den glücklosen Zuschauer, sich über neunzig Minuten den gleichen Blödsinn anzuschauen, gegen den der Film vorgeblich protestiert. Im Kino ist das auch noch wesentlich schlimmer als auf der Fernsehcouch - wo man sich wenigstens ab und zu die Chipstüte über den Kopf stülpen kann.

SHORT CUT TO HOLLYWOOD, D/ USA/Österreich 2009 - Regie: Marcus Mittermeier, Jan Henrik Stahlberg. Buch: Jan Henrik Stahlberg. Kamera: David Hofmann. Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Marcus Mittermeier, Christoph Kottenkamp, Marta McGonagle. Senator Film, 94 Minuten.

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