Im Kino: Ich bin Nummer 4:Kleinster gemeinsamer Thriller

Lesezeit: 2 Min.

Aus der Mischung der Probleme von Teenagern im Allgemeinen und verfolgten Weltraumflüchtlingen im Besonderen hätte eine schöne Geschichte werden können. Leider ist der Kinofilm "Ich bin Nummer 4" gnadenlos zusammengeflickt.

Anke Sterneborg

Als Teenager fühlt man sich bisweilen wie ein Außerirdischer, fremd und unverstanden und nirgendwo dazugehörig. Beim blonden Highschool-Senior John Smith (Alex Pettyfer), der gerade mit seinem Ziehvater aus dem sonnigen Florida in das kleine Örtchen Paradise in Ohio umgezogen ist, kommt erschwerend hinzu, dass er tatsächlich von einem fremden Planeten stammt - und darüber hinaus, dass er nach einem planetaren Genozid zu den letzten neun Überlebenden seiner Art gehört.

Gehört zu den letzten neun Überlebenden seiner Art: Alex Pettyfer als blonder Highschool-Senior John Smith in dem Science-Fiction-Film "Ich bin Nummer 4". (Foto: dapd)

Für seinen besorgten Vormund (Timothy Olyphant) hat das zur Folge, dass sich die ganz normalen Probleme vervielfältigen, die Erziehungsberechtigte mit aufmüpfigen Heranwachsenden so haben. John muss sich zum Beispiel vor den finsteren Jägern vom Planeten Mogdoria verstecken, die mit Haifischgebissen und Maori-Tattoos wie Bastarde aus der Sippe Darth Vaders aussehen und alles daran setzen, ihre letzten neun Feinde zur Strecke zu bringen. Also ist er auf Unauffälligkeit bedacht, was im Zeitalter moderner Kommunikation, in dem jede Regung aufgezeichnet und auf Youtoube, Twitter und Facebook veröffentlicht wird, keine leichte Sache ist.

Aus der Mischung der Probleme von Teenagern im Allgemeinen und verfolgten Weltraumflüchtlingen im Besonderen könnte eine schöne Geschichte entstehen - aber nur, wenn der Film nicht von Michael Bay produziert wäre, der das Kino offenbar als Selbstbedienungsladen für Second-Hand-Ideen betrachtet.

So borgt er sich von "Twilight" die unmögliche Liebesgeschichte zwischen dem faszinierend gefährlichen jungen Mann und einer eigenwilligen jungen Dame, von "X-Men" die Riege der jugendlichen Freaks mit übersinnlichen Fähigkeiten, von "Star Wars" und "Predators" den Look der feindlichen Invasoren, von einschlägigen Highschool-Horrorfilmen die tödliche Bedrohung in Schulfluren und Turnhallen, von "Jurassic Park" den Kampf gegen urzeitliche Monstren, von Batman die Action-Amazone in schwarzem Leder, und so weiter, und so fort...

Statt diese Teile nun zum einem plausiblen Plot zu verbinden, haben fünf Drehbuchautoren und der Regisseur D.J. Caruso - der immerhin mal bei John Badham in die Lehre gegangen ist, bevor er selbst Adrenalin-gesteuerte Filme wie "The Salton Sea", "Disturbia" und "Eagle Eye" drehte - alles lustlos und uninspiriert zusammengeschustert und die Bruchstellen notdürftig mit computergenerierten Spezialeffekten übertüncht. Da hilft es auch nicht, dass der junge Star Alex Pattyfer, der von "Stormbreaker" über "Tormented" bis "Beastly" schon einige Highschoolhöllenqualen durchlaufen hat, unter kantigen Zügen und einem durchtrainiertem Modelkörper keinerlei Charisma oder gar Seelentiefe erahnen lässt.

Was ein existenzielles Drama sein müsste, gehorcht auf diese Weise nur dem Gesetz des kleinsten gemeinsamen Thrills.

© SZ vom 21.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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