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Im Kino: "Hellboy - die goldene Armee":Der Eros der Automaten

Guillermo del Toro erzählt, was er an seinem Film "Hellboy - die goldene Armee" schätzt. Auch hätte er kein Problem damit, für den Rest seines Lebens Monster zu entwerfen.

Frank Arnold

Nie war der Superheldenfilm der Fantasy näher als mit Guillermo del Toros "Hellboy - Die goldene Armee". Der mexikanische Regisseur bevölkert ihn mit vielen Märchenfiguren. Damit schlägt er einen anderen Weg als in dem ebenfalls von ihm inszenierten Vorgänger ein. Frank Arnold traf ihn in Berlin.

SZ: Ihr zweiter Hellboy-Film erinnert an "Pan's Labyrinth", den Sie zuvor in Spanien drehten. Das ist sicher kein Zufall?

Guillermo del Toro: Das Drehbuch schrieb ich, während ich "Pan's Labyrinth" vorbereitete. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Studios, die der Motor hinter dem ersten Film waren, den Betrieb eingestellt - aber mich hatten sie im Voraus bezahlt. Also schrieb ich einen Film, der komplett frei war von jeglichen Zwängen der Realität. Ich sagte mir, der wird vermutlich nie gedreht werden, also kann ich mir alle Freiheiten herausnehmen - aber genau dieses Drehbuch wurde dann doch verfilmt. Am ersten Hellboy hat mir nicht gefallen, dass es so wenige Monster gab. Ich hätte nichts dagegen, für den Rest meines Lebens Monster zu entwerfen.

SZ: Warum setzen Sie dafür so gerne mechanische Figuren ein?

Del Toro: Ich schätze die Kombination von physischen mit Computer-Effekten, denn das Physische sorgt für die Verankerung in der Realität. Den ersten Hellboy-Film haben wir in Prag gedreht, diesen in Budapest, das hatte nicht nur finanzielle Gründe, sondern hat auch mit dem Handwerk zu tun. Dort gibt es das typische Handwerk der Alten Welt, das von der Bühne kommt und von der Oper.

SZ: Ihre Liebe zur Mechanik zieht sich durch all ihre Filme, hier gibt's am Ende wieder ein riesiges Räderwerk - und Sie sammeln mechanisches Spielzeug. Wieso?

Del Toro: Ja, hier in Berlin habe ich versucht, eine Kuckucksuhr zu finden, bei der ein Skelett aus der Tür kommt. Maschinen faszinieren mich seit meiner Kindheit. Vor allem Automaten, die Idee, dass ein analoger Mechanismus die Funktionen des Lebens reproduzieren kann! Es gibt wunderbare Geschichten über die klassischen europäischen Hersteller von Automaten, kleine Figuren, die gehen und sprechen konnten - auch E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann". Räderwerke liebe ich als Symbole des Fortschritts. Die reizen mich in jeder Hinsicht, wenn ich sie mir ansehe. Das ist geradezu fetischistisch, ich weiß.

Hellboy: Die Goldene Armee, USA 2008, Regie: Guillermo del Toro. Mit Ron Perlman, Selma Blair, John Hurt. 120 Minuten, Universal Pictures.

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Quelle:
SZ Extra vom 16.10.2008/pak
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