Im Kino: "Der rosarote Panther":Gott schützt die Vollidioten

Garnatiert sinnfrei:Steve Martin ist Inspektor Clouseau, rosarot ist er nicht, dafür zotig. Die Filmkomödie "Der rosarote Panther" hält tatsächlich mehr, als sie verspricht.

SUSAN VAHABZADEH

Filme werden meist dann noch einmal gedreht, wenn schon das Original richtig gut gewesen ist - mit der absehbaren Folge, dass es Remakes fast ausschließlich von Filmen gibt, die in keiner Weise und mit Sicherheit nicht aus Altersgründen einer Schönheitsoperation bedürfen.

Im Kino: "Der rosarote Panther": Tolpatsch Clouseau ist eine merkwürdige Kreuzung aus Pechvogel und Glückspilz - was er auch anfängt, es geht schief, was schiefgehen kann; aber er kriegt immer die tollsten Frauen.

Tolpatsch Clouseau ist eine merkwürdige Kreuzung aus Pechvogel und Glückspilz - was er auch anfängt, es geht schief, was schiefgehen kann; aber er kriegt immer die tollsten Frauen.

Sich Remakes anschauen und dabei an die Vorlage denken - das zerstört meistens von vorneherein jedes Spaßpotential, das es zu entdecken gäbe. Ob Blake Edwards' geradezu legendäre "Der rosarote Panther"-Reihe mit Peter Sellers es nötig hat, sich generalüberholen zu lassen von Steve Martin und dem Regisseur Shawn Levy, der bislang mit "Im Dutzend billiger" und dem Ashton-Kutcher-Vehikel "Just Married" von sich reden machte?

Nein, wirklich nicht. Aber mit Inspektor Clouseau und dem Panther wurde nie sehr respektvoll verfahren, zusammengeschnibbelte Fortsetzungen und ein Totalaussetzer mit der begnadeten Nervensäge Roberto Benigni als "Sohn des rosaroten Panther" waren echter Frevel; das Levy-Martin-Remake ist zur Fortführung des Erbes durchaus geeignet. Das Panther-Update wird Edwards schon deswegen gerecht, weil das, was, Levy und Martin da fabriziert haben, vollständig sinnfrei ist, aber sehr lustig.

Steve Martin spielt den Tolpatsch Clouseau, eine merkwürdige Kreuzung aus Pechvogel und Glückspilz - was er auch anfängt, es geht schief, was schiefgehen kann; aber er fällt trotzdem immer auf die Füße. Und kriegt, wie einst schon Sellers, immer die tollsten Frauen ab. Der neue Fall ist irgendwie WM-inspiriert. Ein Provinzcop, der zu blöd ist, die einfachsten Fälle zu lösen, ist genau das, was Inspektor Dreyfus (Kevin Kline) in Paris gerade braucht - während ein supererfolgreicher Fußballtrainer seiner Popstar-Verlobten (Beyoncé Knowles) einen Ring mit einem riesigen Diamanten, dem "Rosaroten Panther" an den Finger stecken wollte, wird er ermordet, und der Stein ist futsch. Dreyfus hat sich ausgedacht, den Trottel Clouseau ermitteln zu lassen, selbst heimlich den Fall zu lösen, um dann als Retter in der Not einzugreifen - eine ausgeklügelte PR-Aktion.

Der Dorfdepp Clouseau wird also in die Metropole geholt und steckt alles in Brand, zerbricht's oder macht sonst irgendwie kaputt, was ihm in die Finger fällt - und löst dann doch den Fall, was unter anderem einen Ausflug nach New York erfordert, bei dem sowohl Esskultur als auch die Sehnsucht nach funktionierenden Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen schön auf die Schippe genommen werden. Inspektor Clouseau, war der Mörder ein Mann oder eine Frau? Selbstverständlich! Clouseau torkelt mehr oder weniger aus Versehen auf die richtige Spur, Dreyfus kriegt bei seinen Unfällen meist mehr ab als er selbst, und alle paar Minuten schafft er es, in einer peinlichen Situation mit seiner Sekretärin Nicole (Emily Mortimer) erwischt zu werden, obwohl mit der gar nichts läuft.

Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen dem alten und dem neuen "Panther" - der neue ist wesentlich zotiger. Und eine bestimmte Art von Fäkalhumor, die hier modegerecht breitgetreten wird, gehörte in den Sechzigern schlicht nicht zum Repertoire. Was aber grandios funktioniert, ist der Klamauk von Martin - es gibt einen Grad von begeisterter Albernheit, der ansteckend wirkt. Der französische Irrsinnsakzent, den er den ganzen Film über durchhält (und der einigermaßen in die Synchronisation herübergerettet wurde), ist zum Schreien komisch. Und seine Mitspieler geben ihr Bestes. Sehr schön ist beispielsweise ein Auftritt des abgelehnten Bond Clive Owen, der als Agent 006 heimlich für einen Riesenerfolg von Clouseaus Ermittlungen sorgt. Kevin Kline, das weiß man seit "Ein Fisch namens Wanda", ist ein großartiger Komiker. Von Jean Reno hingegen, normalerweise trocken charmanter Held oder lakonischer Killer, wie seinerzeit in "Léon - der Profi", hat man noch nicht gewusst, wie hübsch er sich zum Affen machen kann. Reno spielt Clouseaus Assistenten, und als die beiden sich am Ende in Catsuits auf einer High-Society-Party einschleichen und selbstverständlich von einem Cop angehalten werden, geben sie vor, Tänzer zu sein - die kesse Sohle, die der große, schwere Reno dann aufs Parkett legt, um seine Haut zu retten, ist wunderbarer Klamauk; mehr nicht. Danach kann Clouseau getrost im Schnelldurchgang den Fall lösen.

THE PINK PANTHER, USA 2005 - Regie: Shawn Levy. Buch: Steve Martin, Len Blum, Michael Saltzman. Basierend auf den "Pink Panther"-Figuren von Maurice Richlin und Blake Edwards. Kamera: Jonathan Brown. Schnitt: George Folsey Jr., Brad E. Wilhite. Musik: Christophe Beck. Mit: Steve Martin, Kevin Kline, Jean Reno, Beyoncé Knowles, Kristin Chenoweth, Emily Mortimer, Clive Owen, Henry Czerny. Twentieth Century Fox, 92 Minuten.

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