Im Kino: Das A-Team:Früher war alles einfach

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Der Film "The A-Team" ist Hollywoods typischer Tribut an die wichtigste Zielgruppe des Sommers, die Fanboys: männliche Jugendliche, Geeks und Nerds. Ein gefährliches Publikum für einen Film voll atemloser Action.

Susan Vahabzadeh

Das A-Team hat Generationen von Jungs begeistert. Dermaßen überkandidelte Stunts hatte die Welt noch nicht gesehen, als die erste A-Team-Serie 1983 gesendet wurde. Da flogen Trucks durch die Luft, man kletterte aus Hubschraubern, schoss mit dem Auto aus einem Lastwagen heraus, hangelte sich in Flugzeuge hinein, die längst abgehoben hatten.

Atemlose Action, Fragmente, die nicht zusammenhalten - und eine Truppe, die man schnell wieder vergisst: The A-Team war mal eine erfolgreiche Serie und ist nun ein banaler Kinofilm. (Foto: Twentieth Century Fox)

Das A-Team war ein Ideal, cool, selbstironisch, gerecht - und wurde mit jeder physischen Herausforderung fertig, trotzte der Schwerkraft. Nun kommt der A -Team-Film Baujahr 2010 ins Kino - und es ist viel schwieriger geworden, sich etwas einfallen zu lassen, was die Welt noch nicht gesehen hat.

Wie eine schwer bewaffnete Robin-Hood-Truppe

Das A-Team war nur eine Art Action-Sitcom, und wahrscheinlich wären die einzelnen Folgen, würde man sie heute aufdröseln, ein ziemlicher Unfug. Das Team besteht aus zu Unrecht verfolgten Vietnamveteranen, einer ist schön, einer irre, einer hat Angst vor Fliegen und einer, Hannibal, ist der Boss. Die vier leben im Untergrund, weil man ihnen Kriegsverbrechen vorwirft, die sie nicht begangen haben, eine Art schwer bewaffnete Robin-Hood-Truppe.

George Peppard war damals Hannibal, so überkandidelt wie die Stunts - charmant, dass die Zeit es endlich zuließ, einen komischen Vietnamveteranen zu zeichnen. Vielleicht ist der erste Fehler der Verfilmung von Joe Carnahan schon, dass er Irakveteranen daraus gemacht hat - irgendwie blieb dabei der Humor auf der Strecke.

Eine umstrittene Besonderheit dieser Serie hat der Film übrigens auch über Bord geworfen: Es gab nie Tote im guten alten A-Team, auch bei den unglaublichsten Stunts sah man hinterher die Stuntmen aus den Autos krabbeln; was, je nach Sichtweise, kinderschonend ist oder einfach Beschönigung von Gewalt.

Dafür hat der Film ein paar Tricks drauf, die vor zwanzig Jahren unmöglich zu bewerkstelligen und sowieso zu teuer gewesen wären fürs Fernsehen: einen Panzerflug beispielsweise, der dank Fallschirm glimpflich endet, und ein wahrhaft spektakuläres Fracht-Container-Mikado, das allerdings so lang ausgewalzt wird, bis dieser Gag völlig verpufft.

Und die neue Truppe ist so forgettable, dass man sie sich, Liam Neeson in der Hannibal-Rolle zum Trotz, nur anhand der alten merken kann - Mr. T, der goldkettenbehangene Kleiderschrank mit dem Irokesenschnitt, war wohl unersetzlich. Daran mag's liegen, dass dem A-Team, wie so vielen der großen Sommerfilme, in den USA nach dem Kinostart schnell die Luft ausging.

Was die vier da durchmachen - sie jagen einen Bösewicht, der sie für immer in den Bau zu schicken versucht und lösen dabei ein gefährliches Komplott auf -, ist Nebensache. Vielleicht ist der Plot ja auf dem Boden des Schneideraums verendet, oder im Orbit für gelöschte Digits - The A-Team ist ein Paradebeispiel für atemlose Action.

Lesen Sie weiter auf Seite 2, was den Film von einem echten Blockbuster unterscheidet.

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Kein Bild steht so lang, dass man es begreifen könnte - sie so zu ordnen, dass man der Handlung noch folgen kann und möchte, ist eben auch eine Kunst; eine, die Joe Carnahan nicht beherrscht. The A-Team fühlt sich an wie ein endloser Trailer, tausend Fragmente, die nicht zusammenfinden.

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Sie nörgeln an den Tricks

The A-Team ist ein weiterer für Hollywood typischer Tribut an die wichtigste Zielgruppe, die Fanboys, männliche Jugendliche, und solche, die für immer männliche Jugendliche bleiben wollen - die Serie aus den Achtzigern wird unermüdlich im Fernsehen wiederholt, weswegen inzwischen auch Leute einzelne Episoden auswendig können, die bei der Erstausstrahlung noch gar nicht geboren waren. Die Fanboys regieren das Kino, vor allem im Sommer.

So ist die Messe Comic-Con für Filmfirmen zu einem der wichtigsten Termine des Jahres geworden. Für die Fanboys wird alles mit teuren Special Effects aufgepeppt, ihretwegen haben selbst Filme, in die nun wirklich kein Effekt reingehört - Alice in Wonderland - einen Showdown mit Riesenmonstern.

Aber die Jungs sind eine gefährliche, anspruchsvolle Lieblingszielgruppe. Dieselben Geeks und Nerds, die hier ins Kino gelockt werden sollen, sind es, die an all den tollen Tricks im Internet herumnörgeln, die Drehbücher schon vor dem Drehstart auseinandernehmen, die aggressiv reagieren, wenn Filme den geliebten Vorlagen ihres Erachtens nach nicht gerecht werden.

"The Geek Stranglehold on Cinema" titelte der Guardian unlängst - die Fanboys halten das Kino im Würgegriff. Was dabei herauskam in diesem Sommer, war viel Lärm um nichts und große Enttäuschungen.

Männertrip, bei uns im September geplant, die neueste Komödie aus dem Hause Judd Apatow, oder die Comic-Verfilmung Jonah Hex. Biss zum Abendrot, der Film für die Fangirls, hat besser funktioniert.

Angesagt waren große Sommer-Kino-Ereignisse gleich dutzendfach - ein wirklich großes Ereignis wurde fast nichts davon. Nein, früher war nicht alles besser - wer will schon den Sommer zurück, in dem Armageddon an der Kasse einschlug. Aber früher war alles weniger. Der große Trugschluss Hollywoods ist vielleicht, man könne Ereignisse unendlich duplizieren wie computergenerierte Bilder.

Es ist nicht genug

Ereignisse leben von ihrer Einzigartigkeit, zu viele davon graben sich gegenseitig das Wasser ab. Sie würden es, besser gesagt, tun, wenn sie denn wirklich welche wären. Aber die traurige Wahrheit ist wohl, dass auch die Filmemacher, die den Sommer-Blockbuster einst groß machten, etwas Besonderes waren, ein paar Regie-Genies pro Jahrzehnt.

Am Anfang, in den Siebzigern, herrschten Steven Spielberg und George Lucas, heute sind es James Cameron und Tim Burton - und dass alle vier dieses Jahr mal gleichzeitig gearbeitet haben, hat wohl Illusionen entfacht.

Die Hoffnung, es gebe nun plötzlich eine Talentschwemme mit Spielberg-Erben in Fußballmannschaftsstärke - die ist nicht nur naiv; sie ist ignorant gegenüber den Leistungen, dem Pioniergeist und der Kreativität, die hinter den großen, den echten Blockbustern steckten, von Star Wars bis Indiana Jones. Für hundert Millionen Dollar Explosionen aneinanderschneiden - das ist einfach nicht genug.

Was man im Moment beobachten kann, ist eine Nivellierung der Einspielergebnisse. Die ganz großen Erfolge sind genauso rar wie früher, und die Mehrzahl der Filme, die uns da als Sommerblockbuster serviert werden, sind nicht nur, was den kreativen Input betrifft, sondern auch bei den Einspielergebnissen einfach bloß Mittelmaß - das A-Team hat in den USA in sechs Wochen nicht mal seine Produktionskosten eingespielt. Das Gesamtergebnis an der Kinokasse ist ganz gut, die MPAA vermeldet leichten Zuwachs, obwohl die Erwartungen an einzelne Filme sich nicht erfüllt haben.

Das Einspiel verteilt sich gleichmäßiger auf die angelaufenen Filme. Eine Balkanisierung des Kinos - vielleicht gibt es dann irgendwann gar keine Blockbuster mehr. Es sind ja auch im Fernsehen die Einschaltquoten der Siebziger nicht mehr zu wiederholen, weil es mehr Sender gibt.

Das Hollywood-Kino ist kostspielig und möchte sich dieser Entwicklung widersetzen; es wird aber immer offensichtlicher, dass es das nicht kann. Vielleicht ist die Zeit tatsächlich reif für viele kleine Filme, und die große teure Action überlässt man, einmal jeden Sommer, den paar Leuten, die sie beherrschen. Um das A-Team wäre es nicht so schade.

"The A-Team", USA 2010 - Regie: Joe Carnahan. Buch: J. Carnahan, Brian Bloom, Skip Woods. Kamera: Mauro Fiore. Mit: Liam Neeson, Bradley Cooper, Jessica Biel. Fox, 117 Minuten.

© SZ vom 11.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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