Cameron Diaz:Das verkannte Blond

Blaue Augen, blondes Haar: Cameron Diaz gilt als Kim Basinger und Michelle Pfeiffer für Kleine. Nice to see. Oder ist etwa alles ganz anders?

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Cameron Diaz, 2001

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Blaue Augen, blondes Haar: Cameron Diaz gilt als Kim Basinger und Michelle Pfeiffer für Kleine. Nice to see. Oder ist etwa alles ganz anders?

Bildschön, weltbekannt und unverschämt reich: Cameron Diaz wird wohl selbst unter Hollywoodstars zuweilen beneidet. Ihre Paraderollen sind allerdings wenig oscarverdächtig. Diaz mimt mit Vorliebe das All-American Girl - bodenständig, auf den ersten Blick etwas dümmlich, auf den zweiten erstaunlich gerissen. In ihrem neuen Film Knight and Day jagt sie an der Seite von Tom Cruise in geheimer Mission durch die Welt. 

Dummchen oder Actionbraut - ist das wirklich schon alles? Oder gibt es noch eine Schauspielerin hinter dem Klischee? Lesen Sie hier: Cameron Diaz für Fortgeschrittene.

Cameron Diaz 2001 bei der Premiere von "Vanilla Sky" in Hollywood.

Calvin Klein, Cameron Diaz, 1998

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Die blauen Augen und blonden Haare würden es nicht vermuten lassen, aber der Nachname gibt einen Hinweis: Obwohl sie nach eigenen Angaben nur schlecht Spanisch spricht, ist Cameron Diaz Hispano-Amerikanerin, ihr Vater stammte aus Kuba.

1972 in San Diego geboren, strebt die Schauspielerin früh nach Unabhängigkeit. Mit 16 wird Cameron Diaz auf einer Party von einem Fotografen entdeckt, nur eine Woche später hat sie einen Vertrag mit der angesehenen Agentur "Elite" in der Tasche - und wird die folgenden fünf Jahre als Model die Welt bereisen.

Calvin Klein und Cameron Diaz 1998.

DIE MASKE

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Mit 21 kehrt Diaz nach Kalifornien zurück und steigt eher zufällig ins Filmgeschäft ein. In ihrer Agentur entdeckt sie das Drehbuch zur Comicverfilmung Die Maske, bewirbt sich und erhält nach ganzen zwölf Vorstellungsgesprächen ihre erste Rolle: Als Tina Carlyle spielt sie das Objekt der Begierde des scheuen Bankangestellten Stanley Ipkiss (Jim Carrey), dem eine in atemberaubenden grasgrün gehaltene Maske zu magischen Kräften verhilft. 

Schlagartig wird die Nachwuchsdarstellerin international bekannt. Und spielt - auf den ersten Blick zumindest - von da an unendliche Variationen der immer selben Rolle: das blonde, amerikanische Mittelschichts-Dummchen, Traum von Junggesellen und Schwiegermüttern - hübsch, naiv und bestenfalls ein bisschen zickig.

Beispiele für diesen Rollen gibt es unzählige, so durfte sie ...   

Jim Carrey in "Die Maske".

Julia Roberts in "Die Hochzeit meines besten Freundes"

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 ... in Die Hochzeit meines besten Freundes 1997 Julia Roberts in die Schranken weisen. Eine typische Diaz-Rolle: Als adrettes, reiches und leicht biederes Mädchen aus gutem Hause möchte sie den Sportreporter Micheal ehelichen. Kurz vor der Hochzeit reist aber die beste Freundin und ehemalige Geliebte des Bräutigams in Gestalt von Julia Roberts an und entdeckt ihre alten Gefühle wieder. Es beginnt ein erbitterter Kampf zwischen den beiden ungleichen Frauen, bei dem sich Diaz als weit energischer und listiger herausstellt als vermutet.    

Filmplakat zu "Die Hochzeit meines besten Freundes".

Ben Stiller und Cameron Diaz in "Verrückt nach Mary", 1998

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Wer Cameron Diaz bis dahin noch nicht kannte, wird 1998 schwer darum herum gekommen sein: In der schrägen Komödie Verrückt nach Mary verdreht die blonde Schönheit den Männern reihenweise den Kopf. Der mit Abstand beharrlichste Verehrer ist der Versager Ben, alias Ben Stiller, der nach Jahren einen Privatdedektiv damit beauftragt, seine Jugendliebe Mary ausfindig zu machen. Unglücklicherweise verliebt sich der Dedektiv ebenfalls in die junge Frau und so sind die Katastrophen praktisch vorprogrammiert.

Der Film war nicht nur ein Kassenschlager, er brachte Diaz immerhin auch eine Golden-Globe-Nominierung ein.  

Ben Stiller und Cameron Diaz in "Verrückt nach Mary".

Szene aus dem Spielfilm "Charlies Angels" (Drei Engel für Charlie)

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Mit Drei Engel für Charlie erreicht Cameron Diaz zu Anfang des neuen Milleniums zumindest kommerziell den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere. In der Verfilmung der beliebten 70er-Jahre-Serie spielt sie an der Seite von Drew Barrymore und Lucy Liu die ungeschickte und eher naive Super-Agentin Natalie Cook. Gemeinsam mit ihren genauso kampferprobten wie attraktiven Mitstreiterinnen soll sie den entführten Wissenschaftler Erik Knox befreien.

Die Kritiker waren von der Actionkomödie wenig begeistert, Diaz selbst behandelte man gnädig: "Cameron Diaz aber bleibt ein Mysterium, weil sie es schafft, sogar in dieser Rolle ihre Würde zu bewahren."

Über die schlechten Kritiken (der zweite Teil wurde für sieben goldene Himbeeren nominiert) dürfte Diaz auch ihre Gage hinweggetröstet haben: Für die Fortsetzung des Films erhielt die Schauspielerin 2003 zwanzig Millionen Dollar - eine Marke, die zuvor nur Julia Roberts überschritten hatte.   

V.l.n.r.: Drew Barrymore, Cameron Diaz and Lucy Liu 2000 in "Drei Engel für Charlie".

MYERS SHREK DIAZ FUJIWARA

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Nicht nur vor der Kamera bezauberte Cameron Diaz ihre Fans: Für den Animationsfilm Shrek lieh sie 2001 der Auserwählten des so sympathischen wie tollpatschigen grünen Ogers, Prinzessin Fiona, ihre Stimme.

Das schien den Produzenten so gut gefallen zu haben, dass sie der 37-jährigen für den dritten Teil der Reihe sage und schreibe 30 Millionen Dollar zahlten.  

Soviel zu Cameron Diaz, der Hollywood-Sauberfrau. Denn, und auch davon soll hier erzählt werden, Cameron Diaz kann auch anders:

V.l.n.r.: Schauspieler Mike Myers, Cameron Diaz und Norika Fujiwara auf einer Pressekonferenz in Tokio 2004.

KOPF ÜBER WASSER

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Neben ihren Blockbustern und eher seichten Komödien, stand die Schauspielerin auch immer wieder für anspruchsvollere Filme vor der Kamera, kleinere Independentfilme, bei denen die Gage deutlich unter zweistelligen Millionenbeträgen lag. In der schwarzen Komödie Kopf über Wasser etwa mimt sie die junge Frau eines Richters, die während eines Strandurlaubs plötzlich vor die Aufgabe gestellt wird, die Leiche ihres Ex-Geliebten möglichst ohne Aufsehen verschwinden zu lassen.

Cameron Diaz 1996 in Kopf über Wasser.

Ewan McGregor und Cameron Diaz in "Lebe lieber ungewöhnlich", 1998

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Oder Lebe lieber ungewöhnlich: Als Robert (Ewan McGregor) seinen Job als Raumpfleger verlieren soll, entführt er aus Verärgerung kurzerhand die Tochter seines Chefs, gespielt von Cameron Diaz. Als ob das noch nicht genug wäre, versuchen auch noch zwei vom Himmel gesandte Engel zwischen Entführer und Geisel eine Romanze zu entfachen. Die von Regisseur Danny Boyle chaotisch-bunt inszenierte Komödie konnte 1998 das Publikum überzeugen. Und die Kritiker lobten Diaz als "eine impulsiv-coole Charakterdarstellerin mit erotischer Intelligenz".   

Ewan McGregor und Cameron Diaz in "Lebe lieber ungewöhnlich", 1998.

ACTRESS CAMERON DIAZ AND ACTOR JOHN MALKOVICH IN VENICE

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Mag es dem ein oder anderen schon erstaunlich genug erscheinen, den Namen Cameron Diaz in demselben Satz wie das Wort "Charakterdarstellerin" zu lesen, so überraschte die Schauspielerin 1999 mit einem ganz anderen Coup: Als übereifrige Angestellte einer Kleintierhandlung in Being John Malkovich gelang es ihr, eine Rolle in einem wahren Kultfilm zu ergattern. Die Handlung ist nicht leicht zusammenzufassen: Ein erfolgloser Puppenspieler findet im Stockwerk 7 1/2 einer ominösen Firma den Zugang in das Bewusstsein des Schauspielers John Malkovich - verkörpert von Schauspieler John Malkovich. Dem Reiz, in den Körper eines Fremden zu schlüpfen, erliegen neben ihm noch eine Reihe anderer Figuren und so nehmen die Abstrusitäten und Verwirrspiele ihren Lauf. Soviel zur Geschichte. In seiner Machart ist der Streifen wohl am besten mit der Wirkung halluzinogener Drogen zu vergleichen. 

Die für sie eher ungewöhnliche Filmauswahl, erklärte Cameron Diaz 1999 folgendermaßen: Man sagt, dass es in Hollywood nur 14 verschiedene Drehbücher gibt. Dieses hier ist eben Nummer 15." Soviel analytische Fähigkeiten und Geschmack hätte ihr nicht jeder zugetraut.  

Cameron Diaz mit John Malkovich 1999 beim Filmfestival von Venedig.

TOM CRUISE AND CAMERON DIAZ IN SCENE FROM VANILLA SKY

Quelle: rtr

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Auch in Vanilla Sky - dem Remake von Alejandro Amenábars viel gepriesenen Abre los ojos - schaffte es Diaz, künstlerischen Anspruch und kommerziellen Erfolg zu vereinen. Sie spielt hier die verschmähte Geliebte von Tom Cruise, der sich nach einem Autounfall entschließt, der Realität zu entfliehen und sich vom Unternehmen "Life Extension" in einen tiefgefrorenen Traum versetzen zu lassen.

Cameron Diaz und Tom Cruise in einer Szene aus "Vanilla Sky", 2001.

Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese bei den Dreharbeiten zu "Gangs of New York", 2002

Quelle: rtr

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Und noch andere Leinwandgrößen konnte die Schauspielerin im Laufe ihrer Karriere von sich überzeugen. In Gangs of New York bekam sie die Gelegenheit in einem Scorsese-Film mitzuwirken, und das auch noch an der Seite von Leonardo Di Caprio. Und diesmal ganz anders - weder reich, noch strohblond: Als Taschendiebin Jenny Everdeane muss sie sich im Manhattan des 19. Jahrhunderts zwischen rivalisierenden Verbrecherbanden behaupten.

Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese bei den Dreharbeiten zu "Gangs of New York", 2002.

RNPS PICTURES OF THE YEAR 2007 - ENTERTAINMENT

Quelle: rtr

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Um nun die letzten Vorurteile gegenüber Cameron Diaz, dem blonden Dummchen auszuräumen, sei noch folgendes angemerkt: Die Frau scheint auch noch politisch interessiert zu sein - oder aber sie reist nur gerne, was beides nicht gegen sie spräche. Für die MTV-Serie Trippin erkundete sie 2005 mit einem Filmteam exotische und schützenswerte Orte rund um den Globus und machte dabei auf Umweltthemen aufmerksam. Wenn das nicht vorbildlich ist. 

Cameron Diaz und Sol Guy besuchen für die MTV-Serie "Trippin'" die Inka-Ruinenstadt von Machu Picchu.

Themendienst Kino: Knight and Day

Quelle: ddp

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Es bleibt also festzuhalten: Ja, Cameron Diaz ist schön, sie ist bekannt und reich ist sie auch. Anders als manch andere Zugpferde des Hollywoodzirkus versteht sie es aber, sich nicht auf diesen Oberflächlichkeiten auszuruhen. Diese Frau scheint immer für eine Überraschung gut zu sein. Mögen wir uns auch heute noch fragen, ob die Welt tatsächlich einen weiteren Agentenfilm mit Tom Cruise braucht, so könnte doch schon morgen ein neuer Kultfilm mit der Diaz erscheinen. Wer weiß, vielleicht hat Pedro Almodóvar ja gerade in diesem Augenblick noch eine Rolle zu besetzen...

Tom Cruise und Cameron Diaz im Actionfilm "Knight and Day".

© sueddeutsche.de/luc
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