Im Kino: Bruce Willis:Manche mögen Schweiß

In seinem neuen Film "R.E.D" spielt Bruce Willis wieder einmal mit seinem Image als einsamer Actionheld. Dabei sollte er eigentlich nur eines: endlich Homer Simpson spielen. Ein Portrait in Bildern.

Ruth Schneeberger

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(Foto: REUTERS)

In seinem neuen Film "R.E.D" spielt Bruce Willis wieder einmal mit seinem Image als einsamer Actionheld. Dabei sollte er eigentlich nur eines: endlich Homer Simpson spielen. Ein Portrait in Bildern. Natürlich: Auf der großen Leinwand und in den Herzen seiner Fans war und bleibt dieser Mann für immer ein Actionheld. Aus grobem Holz geschnitzt, mit unbeweglicher Miene, im ewig weiß-verschmutzten Unterhemd, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Das berühmte "Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke!" aus dem Film Stirb langsam hieß im Original "Yippie Kay Yay, Motherfucker!", und hätte das nicht Bruce Willis gesagt, es wäre nicht einmal halb so cool. Denn die - vornehmlich männliche - Fangemeinde, die sich seine berühmte Synchronstimme (im Deutschen Robert Nitschke) gerne aufs "Navi" lädt, liebt den Filmhelden für seine Obercoolness heiß und innig. Dabei taugt Bruce Willis eigentlich weniger zum Helden der Coolness, als man meinen möchte: Text und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de/bgr

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(Foto: Buena Vista International TV)

Schon in seinem ersten TV-Erfolg, der Detektivserie Das Model und der Schnüffler, sah er 1985 an der Seite von Cybill Shepherd aus wie sein eigener Vater. Die Serie machte ihn trotzdem berühmt und für seine verschmitzt-unbeholfene Art beliebt und brachte ihm sowohl einen Emmy als auch einen Golden Globe sowie eine Gastrolle in der damals hipsten Serie der 80er ein: Miami Vice. Von da an ging es bergauf mit dem Mann aus Idar-Oberstein, der 1955 als Sohn einer Deutschen und eines dort stationierten US-Soldaten in Rheinland-Pfalz geboren wurde, bevor er als Zweijähriger nach New Jersey zog: 1988 gelang ihm der Durchbruch, von dem er damals noch nicht ahnen konnte, wie karrierefördernd dieser sein würde: 

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(Foto: Cinetext Bildarchiv)

Er übernahm die Hauptrolle in einem gewissen Kinofilm namens Stirb langsam - und ist sie bis heute nicht mehr losgeworden. Wenn man nun weiß, dass Willis gerade erst verkünden ließ, er gedenke, nach Stirb langsam, Stirb langsam 2, Stirb langsam - jetzt erst recht und Stirb langsam 4.0 noch zwei weitere Stirb-Langsam-Filme zu drehen, bevor er sich endgültig zur Ruhe setze, dann scheint es fast so, als würde ihm die Rolle des verzweifelt coolen Polizisten, der New Yorker Hochhäuser rettet, durchaus gefallen. Doch wenn man bedenkt, dass Willis bis Mitte der 90er Jahre abgesehen von diesem ewigen Sterbe-Hin-und-Her kaum finanzielle Erfolge hatte, versteht man, warum er plötzlich Filme drehte wie diesen:  

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(Foto: dpa)

Eigentlich verdreht unser Held den Damen ja auf andere Weise den Kopf - doch in der Komödie Der Tod steht ihr gut  richtete er als Schönheitschirurg Ernest sowohl Meryl Streep als auch Goldie Hawn mehr oder weniger professionell die Körper. Das war 1992 eine ziemlich lustige und sogar recht bissige Satire auf den damals schon grassierenden und inzwischen jede Komödie überbietenden amerikanischen Jugend-Wahn - doch an den Kassen eher ein Flop. Seinen stählernen Actionhelden, den wollte das Publikum eben lieber ironiefrei sehen. Weshalb er 1993 sogar als Stirb-Langsam-Polizist John McLane in dem Film Loaded Weapon aufkreuzte. Cameo-Auftritt nennt man das. Wenigstens bekam Bruce Willis 1994 viel Kritikerlob für seine Rolle als Boxer Butch in Tarantinos Kultfilm Pulp Fiction - als nicht mehr zu übersehen war, dass hier dann doch eine tüchtige Portion Sarkasmus, also auch Humor, mit ihm Spiel ist.

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(Foto: RTL II)

Kaum war das raus, wurde Bruce Willis, der bis dahin zusammen mit Sylvester Stallone, Jackie Chan und Arnold Schwarzenegger das Quadrumvirat  der weltweit härtesten Actionhelden gebildet hatte, für anspruchsvollere Filme besetzt: In dem Science-Fiction-Film Twelve Monkeys war er 1995 zwar immer noch der Weltenretter, aber schon deutlich mehr ramponiert. Und auch Brad Pitt an seiner Seite mutierte in dieser Rolle vom Schönling zum absolut irren Helden. Zwar musste Bruce ...

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(Foto: OBS)

... in den Jahren darauf noch mehrfach die Welt retten, absolut spaßfrei etwa in 1998 in dem im wahrsten Sinne des Wortes Katastrophenfilm Armageddon, ...

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(Foto: AP)

... wo ihm zwar mit Liv Tyler eine wunderschöne Filmpartnerin zur Seite gestellt wurde, die aber als Filmtochter am Ende seinen Ziehsohn Ben Affleck ehelicht. Das waren die Zeiten damals. Das waren dann aber auch die Zeiten, in denen die Restaurantkette Planet Hollywood, die Bruce zusammen mit den anderen guten bösen Buben Stallone, Schwarzenegger, Chan und mit seiner Ehefrau Demi Moore Anfang 1991 gegründet und zu einem weltweiten millionenschweren Restaurant-Imperium ausgebaut hatte, derart ins Straucheln geriet, dass von ehemals 87 Filialen 70 geschlossen werden mussten, darunter alle deutschen. Die Ära der weltenrettenden Haudegen also ...

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(Foto: AP)

... schien sich langsam aber sicher ihrem Ende zuzuneigen, und Bruce Willis hatte Glück, dass er sich fast nahtlos aufs Drama verlegen ließ: 1999 spielte er einen behutsamen Kinderpsychologen, dem ein Zehnjähriger Nachhilfe in Parapsychologie gibt, nämlich der talentierte Kinderstar Haley Joel Osment, der schon Tom Hanks Filmsohn in Forrest Gump war, und nun mit dem Oscar nominiert wurde. Hollywood hatte den sechsten Sinn entdeckt, selbstredend gepaart mit einer großen Portion Thrill, und gab dem Film auch gleich den unmissverständlichen Titel The Sixth Sense. Eine Übersetzung ins Deutsche schien unnötig.

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(Foto: AP)

Weil das so gut ankam, folgte im Jahr 2000 der Film Unbreakable, der in eine ähnliche Kerbe schlägt: Galerist Elijah (Samuel L. Jackson) leidet an der Glasknochenkrankheit, während Securitymensch David (Bruce Willis) noch nie im Leben krank war. Wie sehr sich hier Gut, Gesund und Weiß gegen Schwarz, Krank und Böse stellen muss, will der gute Held erst nicht wahr haben, muss aber dann doch erkennen, dass er Superkräfte hat. Wegen der Verbindung des Actiongenres mit dem Comicfilm und der stark im Vordergrund stehenden Frage nach der eigenen Rolle im Leben, wurde der Film als "sanfter" Actionfilm aufgenommen und mutierte zum Kassenschlager. Nach dem 11. September 2001 verkündete Bruce Willis, er wolle nie wieder Actionfilme drehen.

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(Foto: dpa)

Unpraktischerweise hatte er aber schon den Vertrag für den Stirb langsam 4.0 2005 unterzeichnet. Terrorismus jetzt erst recht hätte der Film dann auch heißen können - jetzt aber im Internet. Oder so ähnlich. Bruce Willis wirkte bei der Deutschland-Premiere am Potsdamer Platz 2005 denn auch recht verlegen. Dabei wäre doch alles so einfach. Die einzig wahre Rolle, die Bruce Willis jemals spielen sollte, ist ganz eindeutig diese hier: 

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(Foto: AP)

Erkennen Sie die Parallelen? Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin? Dann nochmal von vorne: 

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(Foto: AP)

Bruce Willis war nie der knallharte Actionheld, als den ihn manche gerne sehen. Eine seiner besten Rollen war die des Zahnarzt-Nachbars und Mafia-Killers Jimmy "die Tulpe" in der Gangsterkomödie Keine Halben Sachen im Jahr 2000. Wie es nunmal seine Art ist, erschien 2004 die Fortsetzung Keine halben Sachen - Jetzt erst recht! Da hätten wir also schon mal die in diesem Charakter unverwüstlich angelegte Sucht nach Wiederholung, nach Serie. In dem Film Sin City aus dem Jahr 2005 spielte er an der Seite von Jessica Alba, die dafür irgendetwas albernes mit ihren Haaren angestellt hatte, einen Comic-Polizisten. Zusammen mit dem Filmhit Unbreakable ergibt das eindeutig einen Hang zum Comic. Was den Verwirrtheitszustand angeht, gab er darüber in der Süddeutschen Zeitung 2007 eindrücklich Auskunft, indem er dem Interviewer empfahl, endlich aufzuhören, Zeitung zu lesen, und sich lieber um seine Kinder und um seine Fitness zu kümmern. Und im übrigen habe er nie die Republikaner unterstützt. Und dann wäre da noch die Sache mit seiner Tochter ...

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(Foto: AFP)

... Tallulah, der er erst kürzlich empfahl, sich eine Glatze schneiden zu lassen - weil die 16-Jährige morgens so viel Zeit im Badezimmer verbringe. Bei US-Talker David Letterman hatte er kurz zuvor für ein Rindfleisch-Toupet geworben. Im Bild sieht man ihn übrigens mit Töchterchen Rumer (22). Merken Sie jetzt was?

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(Foto: ddp)

Bis Hollywood das aber gemerkt hat, muss unser inzwischen 55-jähriger Held, ...

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(Foto: AP)

... der längst seine umwerfende Ehefrau Demi Moore an einen erheblich Jüngeren verloren hat (das waren noch Zeiten, was, Jack?), ...

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(Foto: AFP)

... und selbst dann auch eine erheblich Jüngere geheiratet hat, nämlich im Jahr 2009 das 30-jährige Model Emma Heming, ...

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(Foto: REUTERS)

... vorerst also muss Bruce noch einmal in alten Zeiten schwelgen und spielt in diesem Jahr gleich zwei Mal den ehemaligen Actionhelden: Zuerst in dem Actionfilm The Expendables, was mit Die Ausrangierten übersetzt werden könnte (leider spielt Arnold Schwarzenegger, wie hier im Bild, nicht dabei mit, sondern spielt weiterhin den Gouverneur von Kalifornien) ...

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(Foto: dapd)

... und aktuell seit diesem Donnerstag in deutschen Kinos den pensionierten CIA-Agenten in dem Film R.E.D. (retired, extremely dangerous), bei dem eines Tages zufällig ein Killerkommando im Haus auftaucht. Seine alten Kollegen John Malkovich, Helen Mirren und Morgan Freeman helfen ihm dabei, das bisschen Leben zu retten, das noch übrig ist. Immerhin: eine spaßige Action-Komödie. Wir geben die Hoffnung nicht auf.

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