Identitätsdebatte:"Artikel 1 ist nicht realisiert"

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"Wovon wird einer klüger? Indem er zuhört und indem man ihm etwas sagt": Gesine Schwan, Politikwissenschaftlerin und Mitglied der SPD, im Gespräch mit Ulrich Matthes, Schauspieler. Aufgenommen in der Küche im Haus von Gesine Schwan. (Foto: Jens Gyarmaty)

Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan und der Schauspieler Ulrich Matthes stehen im Zentrum der derzeit emotional geführten Identitätsdebatte. Ein Gespräch.

Interview von Peter Richter

Zu den 185 Personen aus Film und Theater, die diesen Februar in der Aktion #ActOut im SZ Magazin als queer Stellung bezogen haben, gehört der Schauspieler Ulrich Matthes, der auch Präsident der Deutschen Filmakademie ist. Ein kritischer Kommentar, den die Feuilletonchefin der FAZ, Sandra Kegel, daraufhin verfasste, habe auch ihn enttäuscht, sagt er. Als Kegel wenig später zum "Jour fixe", einem Online-Talk des Kulturforums der SPD, eingeladen war, schlug ihr Protest entgegen, es gab auch heftige persönliche Anwürfe. Kurz darauf schrieben Saskia Esken und Kevin Kühnert seitens der Parteispitze, sie schämten sich für Äußerungen prominenter Parteimitglieder. Gemeint fühlen durfte sich neben Wolfgang Thierse, der in einem Beitrag für die FAZ mit Formen der sogenannten Identitätspolitik ins Gericht gegangen war, auch Gesine Schwan, die Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD, die den "Jour fixe" mit Kegel moderiert hatte, dafür ebenfalls angegriffen wurde und kurz darauf in der SZ ihre Sicht dargelegt hatte. Wieso zerstreiten sich gerade Linke, Linksliberale und Freigeister aller Art untereinander? Wieso - mal wieder - die SPD? Und woher kommt der unversöhnliche Ton? Grund genug für ein Gespräch in anderer Tonlage - zwischen Ulrich Matthes und Gesine Schwan, das diese Woche in Schwans Küche in Berlin stattfand.

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