Wahrscheinlich haben Sie Icona Pops "I love it" schon mal gehört. Wenn nicht im Radio, dann im Fernsehen. Seit der Veröffentlichung im vergangenen Sommer hat sich die Elektro-Hymne über multiple Kanäle nach vorn gedudelt - angefangen beim Blog von Dolce & Gabbana, dann ging es weiter mit dem Soundtrack des Computerspiels "Need For Speed: Most Wanted" und über die Teenager-Soap "The Vampire Diaries".
Inzwischen sind alle Ziel-, Alters- und Distinktionsgruppen abgedeckt, und dabei kam es gleich zu einer doppelten chemischen Verbindung mit dem Genussmittel Coke. Seit Anfang des Jahres tanzen vier urbane junge Frauen in einem cool-authentischen Crazy-Berlin-Werbespot für Cola Light durch die Nacht - natürlich zu "I love it". Alternativ gibt es aber auch die Folge "Bad Friend" der vielgefeierten HBO-Serie "Girls". In dieser Episode konsumiert die Hauptdarstellerin Lena Dunham ordentlich Kokain und beschert dem Zuschauer mit Hilfe von "I love it" eine der mitreißendsten Tanzszenen der letzten Jahre. Im Duell der Coke-Räusche zieht der Coca Cola eindeutig den kürzeren.
Wie aber wird sich der Song in echter Partyumgebung bewähren? Das war im Gretchen-Club in Berlin die große Frage. Hier stellten sich Icona Pop - bestehend aus zwei Schwedinnen, der großen, rothaarigen Caroline Hjielt und die kleinen, dunkelhaarigen Aino Jawo - der Clubwirklichkeit, sichtlich mit dem Ziel, nicht nur als One-Hit-Wonder wahrgenommen zu werden. Und es dauert dann tatsächlich bis zur zweiten Zugabe, bis endlich die ersten Beats von "I love it" erklangen, bis sich die aufgestaute Erwartungshaltung entlud, die jugendlichen Fans die Bühne stürmten und die älteren ihre Smartphones zückten. Puh, Erleichterung: Der Hit ist da, jetzt geht's ab! Icona Pop verschwanden im Mob kreischend tanzender Teenies.
Girlgroup für das neue Jahrtausend
Sie sind eine Art Club-Version der Spice Girls auf Coke light, eine Girlgroup für das neue Jahrtausend, die ihre eigenen Songs mit Garagenband improvisieren und sich zusätzlich Hits von Profis schreiben lassen. Die Tourkultur ähnelt eher eine Indieband, doch die Musik schreit Pop.
Ein Dualismus, der auch im Interview zum Konzert thematisiert werden muss. Die Damen zischen sich ein Bier, während sie aufmerksam und höflich Rede und Antwort stehen. "Wir sind mit Girlgroups aufgewachsen, und natürlich sind wir auch eine", sagt Caroline Hjielt, "aber es gibt keinen reichen Mann, der die Fäden zieht. Wir sind Rockstars gefangen im Körper von Popstars."
Sind Icona Pop also vielleicht doch das nächste große Ding, die bestkonsumierbaren Rebellen-Girls für das große neue Egal-Gefühl? Zumindest erscheint im Sommer endlich das erste Album. Wird dieses ebenso erfolgreich wie "I love it", können wir uns in der Tat auf die Icona-Pop H&M Capsule Collection und das Icona Pop Billy-Regal einstellen. In zwei Jahren verkündet Caroline Hjielt vielleicht ihre Verlobung mit dem schwedischen Ausnahmefußballer Zlatan Imbrahimovoic, gründet ein eigenes Mode-Imperium und bekommt eine Tochter namens Victoria-Posh oder so. Girlpower, 2.0.