Das weltweite Erstaunen war groß, als am Dienstag und nochmals am Mittwoch in Libanon mehrere Hundert Pager und Walkie-Talkies explodierten, mit denen die Hisbollah-Partei und -Miliz ihre Mitglieder eigentlich vor dem Zugriff israelischer Geheimdienste schützen wollte, weil diese supersimplen Funkempfänger aus den Neunzigerjahren schwerer zu überwachen sind als Handys. Im digitalen Leben spielen sie schon lange keine Rolle mehr. Notärzte benutzen sie noch, weil sie so zuverlässig und ihre Akkus so langlebig sind. Und Imbisslokale, die der Take-out-Kundschaft damit signalisieren, dass ihr Essen fertig ist. In der Asymmetrie des Nahostkonflikts sollte diese veraltete Technologie die Hightech-Arsenale der Israelis austricksen. Das Gegenteil trat ein. Das war nicht nur ein militärischer Sieg, sondern auch die so seltene Erinnerung daran, dass Krieg im 21. Jahrhundert nicht nur auf den Schlachtfeldern geführt wird, sondern immer öfter und vehementer in den Kommunikationskanälen, egal ob analog oder digital. Mit konkreten Auswirkungen auf die physische Welt.
Hacking, KI und Konflikte:17.9.2024: Tag null
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Gaza und Ukraine galten zuletzt als Testlabore digitaler Kriegsführung. Die Pager-Attacke in Libanon zeigt, dass die Grenze zwischen Cybergewalt und analoger Realität endgültig aufgehoben ist.
Von Andrian Kreye
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