Nach Hundekot-Attacke:Staatsoper Hannover hat neuen Ballettchef

Nach Hundekot-Attacke: Christian Blossfeld war bislang der Vize-Chef.

Christian Blossfeld war bislang der Vize-Chef.

(Foto: Dan Hannen/Staatsoper Hannover)

Ex-Ballettdirektor Marco Goecke hatte für einen Eklat gesorgt. Jetzt hat die Staatsoper Christian Blossfeld zum Nachfolger ernannt.

Die Hundekot-Attacke des Hannoveraner Choreografen Marco Goecke auf eine Kritikerin im Februar hatte bundesweit für Aufregung gesorgt. Die Staatsoper Hannover hat damals schnell reagiert und Goecke gefeuert. Jetzt gibt es auch einen neuen Ballettchef: Christian Blossfeld, bislang Vize Goeckes und nach dessen Vertragsauflösung kommissarischer Leiter, sei der neue Ballettdirektor, sagte Staatsopern-Intendantin Laura Berman am Donnerstag. Zur Vertragslaufzeit des 42-Jährigen sagte sie, ihr Vertrag laufe bis 2029 - und "das machen wir zusammen". Berman bezeichnete Goecke als "einen der wichtigsten Choreografen unserer Zeit". Blossfeld erklärte, die Stücke seines Vorgängers seien das Fundament des Repertoires.

Auch in der neuen Spielzeit 2023/2024 führt das Theater Stücke von Goecke auf, etwa "A Wilde Story" nach Motiven von Oscar Wilde. Auch andere Häuser wie das Festspielhaus Baden-Baden in Baden-Württemberg und das Staatsballett Berlin haben bereits signalisiert, dass sie trotz der Hundekot-Attacke weiter mit Goecke zusammenarbeiten wollen.

Goecke hatte im Februar im Foyer des Opernhauses eine Kritikerin mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er der Journalistin vorgeworfen, immer "schlimme, persönliche" Kritiken zu schreiben. Das Staatstheater Hannover trennte sich in der Woche nach dem Angriff von ihm, sein Vertrag als Ballettdirektor wurde mit sofortiger Wirkung und im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Blossfeld übernahm daraufhin die kommissarische Leitung. Berman erklärte, für einen Choreografen wie Goecke gebe es "keinen Ersatz". Noch unklar sei, wie es in Hannover mit neuen Arbeiten Goeckes weitergehen werde, seine Werke blieben aber im Repertoire. Blossfeld habe jedoch "tolle inhaltliche Ideen".

Anregungen sollten von verschiedenen Choreografen kommen. Ausgebildet wurde Blossfeld an der staatlichen Ballett- und Artistikschule Berlin. Als Solotänzer war er etwa am Leipziger Ballett und der Deutschen Oper am Rhein engagiert. Von 2016 bis 2019 arbeitete er am Stuttgarter Ballett, seit Beginn der Spielzeit 2019/2020 war er Vize-Direktor des Staatsballetts Hannover.

In der neuen Spielzeit 2023/2024 setzt die Staatsoper neben einer Reihe von Ballett-Premieren - darunter zwei Uraufführungen - auf eine Mischung aus Klassikern und selten Gehörtem. Zu den Opern-Premieren zählen Wagners "Parsifal", Bellinis Belcanto-Version von "Romeo und Julia", nämlich "I Capuleti e i Montecchi" und Glucks "Orfeo ed Euridice", aber auch Aribert Reimanns "Lear" oder "Turning Turandot" von Olivia Hyunsin Kim - der Versuch, etwa Geschlechter-Rollenbilder in Puccinis Opern-Blockbuster "Turandot" aufzubrechen.

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