Süddeutsche Zeitung

Humboldt-Forum:Später und von unten nach oben

Das Berliner Humboldt-Forum eröffnet ab September 2020 geschossweise. Mehrkosten entstehen auf jeden Fall, es ist nicht ausgeschlossen, dass das Land Berlin dafür vom Bund eine Kompensation fordern wird.

Von Jens Bisky

Das Humboldt-Forum im Berliner Schloss wird erst ab September 2020 eröffnen. Aufgrund von Mängeln an der Haustechnik erhält es, wie vor vierzehn Tagen bekannt wurde, in diesem Jahr keine Baugenehmigung. Daher musste auf der Sitzung des Stiftungsrates am Mittwoch ein neuer Zeitplan beschlossen werden. Der Generalintendant des Humboldt-Forums, Hartmut Dorgerloh, rechnet damit, dass die Baugenehmigung im August 2020 erteilt wird. Anschließend soll, wie ursprünglich für 2019 geplant, in drei Etappen eröffnet werden, und zwar von unten nach oben.

Ab September 2020 kann das Publikum Untergeschoss, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss des Schlossneubaus in Besitz nehmen. Es sieht und erlebt dann die Ausstellung zur Geschichte des Ortes mit archäologischem Keller, Panoramaraum, Skulpturensaal und Schlosskeller, das Foyer mit Veranstaltungsräumen, die Nord-Süd-Passage durch das Schloss und den Schlüterhof. Im Obergeschoss finden sich die Berlin-Ausstellung, der Bereich der Humboldt-Universität und Werkräume der Akademie.

Zum Jahreswechsel 2020/21 sollen in einem weiteren Schritt das zweite und dritte Obergeschoss auf der Westseite zugänglich werden. Das betrifft die Ausstellungen des Ethnologischen Museums und des Museums für asiatische Kunst, mit Südseebooten und den Palau Häusern, einem Teehaus und den Seidenstraßenhöhlen. Um die Mitte des Jahres 2021 ist dann auch die Inneneinrichtung des zweiten und dritten Geschosses auf der Ostseite fertig. Dort werden etwa die Benin-Bronzen und Wechselausstellungen zu sehen sein. Die Eröffnungschoreografie bleibe also, sagte Dorgerloh auf einer Pressekonferenz, wie beschlossen, sie beginne lediglich später.

Die Stiftungsratsvorsitzende, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, bedauert selbstverständlich die Verspätung. In vergleichsweise deutlichen Worten mahnt sie das für den gesamten Bauablauf zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie die politische Spitze des Bundesinnenministeriums, dafür zu sorgen, dass "das Humboldt-Forum von nun an die Priorität" genieße, "die der herausragenden Bedeutung dieses Projektes auch gerecht" werde. Die Eröffnung musste verschoben werden, weil einzelne Firmen, vor allem im Bereich Klima- und Lüftungstechnik, mangelhaft gearbeitet haben. Vor allem aber fehlte es an der nötigen, strengen und ständigen Kontrolle.

Welche Mehrkosten durch die Verzögerungen entstehen, lässt sich noch nicht exakt absehen. Jeder zusätzliche Baustellentag muss bezahlt werden, auch die Nutzer - die Staatlichen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität, die Stiftung Stadtmuseum Berlin - müssen mit zusätzlichen Ausgaben rechnen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Land Berlin dafür vom Bund eine Kompensation fordern wird. Insgesamt jedoch rechnet die Stiftung Humboldt-Forum nicht mit einer Kostenexplosion, da man bislang gut gewirtschaftet habe.

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Quelle:
SZ vom 27.06.2019
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