Süddeutsche Zeitung

Installation auf dem Berliner Stadtschloss:Kontrastprogramm

Vor dem umstrittenen Bibelspruch auf dem Humboldt-Forum soll künftig eine Leuchtschrift andere Botschaften verbreiten.

Nichts am Humboldt-Forum stieß auf so einhellige Ablehnung wie der Spruch, der in goldenen Lettern um die Schlosskuppel läuft, eine von Friedrich Wilhelm IV. aus mehreren Bibelversen zusammengesamplete Unterwerfungsforderung, die in den Worten kulminiert: "Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Es ist nicht einfach, unter diesem Motto das zu verwirklichen, was der neue Koalitionsvertrag, wie ähnlich schon der alte, verlangt: Das Forum solle ein "weltoffener, demokratischer Debattenort" werden.

Das hat nun auch das Humboldt-Forum eingesehen. Es gehe darum, Ideen zu entwickeln, "wie wir mit etwas umgehen, was bis heute nicht befriedigt und nicht befriedet", so Generalintendant Hartmut Dorgerloh bei einer Veranstaltung am Donnerstagabend in Berlin. Eine dieser Ideen ist eine Laufschrift mit Zitaten aus dem Grundgesetz und der Menschenrechtserklärung, hinter der die Bibel-Worte nachts verschwinden werden. Vor die goldenen Lettern soll dazu ein Netz mit LEDs montiert werden. Die Idee dazu stammt von dem Gestalter Sven Lochmann und dem Juristen Konrad Miller, die dafür die "Initiative Leuchtturm" gegründet haben. Wann die Leuchtschrift installiert wird und für wie lange, steht noch nicht fest. Ein Sprecher der Humboldt-Forums sprach von einer "Intervention", dauerhaft werde die Schrift wohl nicht zu sehen sein.

Dass dieses Projekt realisiert werden soll, ist dennoch bemerkenswert. Schließlich haben private Spender teils Millionenbeträge für die neue Errichtung der historischen Fassade (oder einer Version von dieser) gezahlt, die durch die Laufschrift nun konterkariert wird. Wilhelm von Boddien, der mit seinem Förderverein Berliner Schloss die über 100 Millionen Spendengelder gesammelt hat, reagierte denn auch empört auf die LED-Idee. Er fürchte einen "kulturellen Bruch, wie wir ihn in unserer Geschichte noch nie hatten - die Herrschaft der Säkularisierung über unsere 2000 Jahre alten Wurzeln im Christentum", sagte er. Ihm wurde entgegengehalten, das Humboldt Forum sei kein religiöses, sondern ein säkulares Gebäude.

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