Hugh Grant wirkt immer ein wenig zerknirscht, was nicht nur an seinen Frauenproblemen liegt. Der ewige Junggeselle nimmt's mit Humor - obwohl er jetzt auch schon 50 wird. Bilder einer Karriere. Gäbe es den Dackelblick nicht, dieser Mann hätte ihn erfunden: Text und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de/lala
Als smarter Brite mit nahezu aristokratischen Zügen, am heutigen Donnerstag vor genau 50 Jahren als Hugh John Mungo Grant als Sohn eines Offiziers und einer Lehrerin in London geboren, schlug er sich nach einem Anglistik-Studium in Oxford und seiner Schauspielausbildung zunächst weniger erfolgreich als Darsteller durchs Leben. Filme wie der unglaublich trashige Horror-Schocker Der Biss der Schlangenfrau (1988) trugen nicht gerade dazu bei, Hugh Grant einem größeren Publikum bekannt zu machen. Doch nach ein paar Jahren fleißigen Übens und der Polanski-Produktion Bitter Moon (1992) muss wohl jemand auf das Markenzeichen aufmerksam geworden sein, das sich zu einem echten Kassenmagneten ausbauen ließ, vor allem für das weibliche Publikum: Spätestens seit der Romantik-Komödie Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1993) mit Andie MacDowell kennt ihn die halbe Welt als selbstironischen Junggesellen - mit traumfrauenerweichendem Dackelblick. Den tollpatschigen Charmeur, den unzulänglichen Mr. Perfect, dessen größte Stärke es ist, seine Fehler genau zu kennen, spielte er seitdem äußerst gewinnbringend in unzähligen Varianten, ...
... unter anderem auch in der Romantikkomödie Notting Hill (1999), in der Julia Roberts sich selbst spielt. Dabei verliebt sich der weibliche Filmstar in einen unbekannten Buchhändler - eine Paraderolle für beide: Roberts glänzte selbstironisch als Promi-Zicke, Grant gelang es, seine strategische Unbeholfenheit noch zu perfektionieren. Beide befanden sich damals auf dem Höhepunkt ihres Erfolges, Hugh Grant aber schon auf dem langsam absteigenden Ast:
Zwar gelang es ihm im selben Jahr noch, mit der Mafia-Komödie Mickey Blue Eyes an der Seite von Jeanne Tripplehorn als tapsig-unbescholtener Kunsthändler zu punkten, ...
... und zwei Jahre später als notorischer Frauenheld die hilflose Bridget Jones (Renée Zellwegger) in der Beziehungskomödie Schokolade zum Frühstück zu verführen, doch danach hatte sich das weibliche Publikum entweder an ihm sattgesehen oder ihm diesen einen Fehltritt eben doch nicht verziehen:
Dieses Foto von 1995 ist vermutlich das meistveröffentlichte von Hugh Grant. Auch wenn es aus keinem seiner Filme stammt. Oder gerade weil es aus keinem seiner Filme stammt. Denn diese Pose ist echt: Es war ihm dann wohl doch recht unangenehm, nächtens von der Polizei auf dem Sunset Boulevard in Hollywood aufgegriffen zu werden - mit einer Prostituierten in seinem Auto. Wegen Sex in der Öffentlichkeit wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Die dürfte ihn aber weniger geschmerzt haben als der damit verbunde Image-Absturz. Denn der gute Grant ...
... war damals eigentlich noch mit der Schauspielerin Elizabeth Hurley verbandelt, und zwar so öffentlichkeitswirksam, ...
.. dass die ursprünglich nahezu Unbekannte an seiner Seite zu einer der damals meistfotografierten Promi-Ladies avanciert war - als seine Freundin. Als solche machte sie vor allem auf dem roten Teppich ...
... mit ihrer Robe von sich reden. Das Paar trennte sich nicht direkt nach dem "Sex-Skandal", ...
.. sondern Liz machte nun erst mal selbst Karriere - weiterhin in knappen Kleidchen. Zum Beispiel in zwei Austin-Powers-Filmen, 1997 und 1999, und im Jahr 2000 als sexy Teufelin in der Fantasy-Komödie Teuflisch (Foto). Später wurde sie Kosmetik-Model für Estée Lauder. Aus dem öffentlichkeitswirksamen Fehltritt von Hugh Grant schlugen also sowohl sie ...
... als auch Divine Brown Kapital: Pünktlich zu seinem 50. Geburtstag, 15 Jahre nach dem Vorfall, ließ sich die ehemalige Prostituierte, die nun unter ihrem echten Namen Estella Marie Thompson ein bürgerliches Leben führt, interviewen: "Ich danke Gott jeden Tag dafür", sagt sie heute. Damals sei es ihr nur darum gegangen, ihre Rechnungen zu bezahlen, aber zufällig sei sie an diesen Promi geraten. "Eine Nummer, die mein Leben verändert und mir eine Million Dollar eingebracht hat", so die Familienmutter, die ihre beiden ältesten Töchter damit aufs College schicken und eine eigene Plattenfirma gründen konnte.
Für Hugh Grant selbst lief es seitdem weniger gut: Kurz nach ihrem gemeinsamen Auftritt bei "Wetten dass..?" gab Liz Hurley, fünf Jahre nach dem Vorfall, ...
... die Trennung bekannt. Und während sie inzwischen einen Sohn von einem Milliardär geboren hat und mit einem indischen Millionär verheiratet ist, ist Hugh wieder frei - und immer noch alleine. Auch mit der Karriere ging es bergab:
Zwar drehte er weiterhin Filme, vor allem natürlich Liebeskomödien, wie 2002 Ein Chef zum Verlieben mit Sandra Bullock, ...
... oder Tatsächlich ... Liebe (2003) mit Heike Makatsch, ...
... und schließlich 2009 die Beziehungskomödie Haben Sie das von den Morgans gehört? an der Seite von Sarah Jessica Parker. Doch all diese Filme, obwohl nach dem ursprünglichen Muster besetzt und auf seine liebenswert-trottelige Verführer-Pose zugeschnitten, reichten nie wieder an seine damaligen Erfolge heran. Während Notting Hill noch 5,3 Millionen Zuschauer(innen) allein in die deutschen Kinos führte, Vier Hochzeiten und ein Todesfall 4,3 Millionen und Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück 4,2 Millionen, war der letzte Film ein Flop. Insgesamt 30 Millionen Zuschauer hat Grant mit all seinen Filmen in die deutschen Kinos gelockt - aber diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Hinzu kam eine persönliche Auszeit:
Bei den Dreharbeiten zu Mitten ins Herz 2007 mit Drew Barrymore litt Hugh Grant, wie er später selbst in Interviews erzählte, plötzlich an Panikattacken. Inzwischen wache er manchmal nachts auf und frage sich: "Wo ist eigentlich meine Familie?" Auch seine Arbeit erfülle ihn nicht mehr wie früher: "Der Teil meines Jobs, der mich gelegentlich langweilt, ist die Schauspielerei", gab er Journalisten zu Protokoll. Ganz sicher ...
... sollte man allerdings nie sein, ob Hugh Grant meint, was Hugh Grant gerade sagt. Das verbietet alleine schon sein schwarzer und eben sehr britischer Humor. Und während viele weibliche Fans, die ihm die Treue gehalten haben, ihn mit seinem spitzbübischen Grinsen und der ewigen Wuschelfrisur für einen liebenswerten Lausbuben halten und Männer ihn für die Fähigkeit schätzen, sich selbst nicht so ernst und sich seine Fehler nicht allzu übel zu nehmen, ist er bei Nachtklubbesitzern nicht gerade für seine feine englische Art bekannt. Er schlängt manchmal gerne über die Stränge. Und hat privat eben doch mehr als die eine Facette des ewigen Junggesellen im Repertoire. Vor allem aber ist Hugh Grant, wohin auch immer seine Karriere noch streben mag, einfach immer für ein wunderbar schlechtgelauntes Zitat gut:
"Ich kaufe ständig Häuser, um dann festzustellen, dass sie eigentlich gar nicht so schön sind. Dann kaufe ich wieder neue Häuser. Derzeit besitze ich 17 Häuser in London, alle ganz schrecklich und in heruntergekommenem Zustand." Oder, auf seinen 50. Geburtstag angesprochen, und ob er sich darauf freue: "Niemand freut sich darauf, 50 zu werden. Aber der Gedanke bringt mich nicht um." Na denn: Happy Birthday, Hugh Grant!