Süddeutsche Zeitung

Hopper-Ausstellung in Köln:Ein bekannter Unbekannter

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Die erste umfassende Retrospektive des amerikanischen Malers Edward Hopper in Deutschland zeigt im Museum Ludwig rund 60 Ölbilder, Aquarelle, Grafiken und Zeichnungen des Malers.

Jeder kennt seine Bilder. Doch kaum jemand hat jemals eines davon im Original gesehen. "Edward Hopper ist ein bekannter Unbekannter", fasste am Freitag Ulrich Wilmes das Schicksal des wohl amerikanischsten aller Maler zusammen.

Wilmes ist der Kurator der ersten umfassenden Hopper-Retrospektive sei mehr als 20 Jahren in Deutschland. Sie öffnet am Samstag im Kölner Museum Ludwig ihre Tore.

Tatsächlich ist Hopper mit seinen Bilder auf Postkarten und Postern allgegenwärtig. Sein Bild "Nighthawks" (Nachtschwärmer), das drei späte Gäste in einem von kaltem Neonlicht erleuchteten Restaurant im New York der 40er Jahre zeigt, ist eines der populärsten Bilder des 20. Jahrhunderts.

Doch die Originale seiner Werke sind hier zu Lande fast nie zu sehen. In allen europäischen Museen zusammen gibt es Wilmes zufolge gerade einmal zwei Bilder des Malers. Das Gros seines Werkes ist im Besitz von US-Museen.

Große Popularität

Dennoch hat Hopper allein mit den Reproduktionen seiner Werke, in denen es fast immer um Einsamkeit und Entfremdung geht, eine unglaubliche Popularität erreicht. "Er spricht auch die an, die sich sonst wenig für Kunst interessieren. Offenbar bringen diese Bilder sehr viel Trost", meint der Direktor des Museums Ludwig, Kasper König. In der Londoner Tate Modern haben in den vergangenen Monaten mehr als 400.000 Menschen die Ausstellung besucht, die nun in Köln gezeigt wird.

Die Hopper-Retrospektive präsentiert rund 60 Ölbilder, Aquarelle, Grafiken und Zeichnungen des Maler: vom Frühwerk, über die berühmten New-York-Bilder bis zu seinen späten, zunehmend reduziert wirkenden Arbeiten. Und sie präsentiert dabei eine Vielzahl der wichtigsten Werke: von "Nighthawks" über "Lighthouse Hill" bis zu seinem letzten Bild, dem 1966 kurz vor seinem Tod entstandenen "Two Comedians" (Zwei Komödianten).

Anhand von Skizzen zum wohl berühmtesten Bild "Nighthawks" kann der Besucher feststellen, wie akribisch der Maler seine scheinbar zufälligen Szenerien durchkomponierte. Und er kann Bilder wie das 1942 entstandene "Dawn in Pennsylvania" oder das zehn Jahre später gemalte "Morning Sun" entdecken, die noch nicht durch ihre permanente Reproduktion den Blick ermüden.

"Edward Hopper ist eine außerordentliche, einzigartige Figur in der Kunst des 20. Jahrhunderts", betonte Wilmes. Mit seinen melancholischen Bildern einsamer Menschen sei der Maler ein "Wegbereiter der Kunst Amerikas" gewesen. Deutlich sei dem Werk dabei die Beeinflussung durch Film, Fernsehen und Fotografie anzumerken.

Doch umgekehrt ließen sich auch Filmregisseure von seinen Bildern inspirieren. Alfred Hitchcock ließ das Gebäude aus Hoppers Bild "House by the Railroad" für "Psycho" nachbauen. Und Wim Wenders stellte das Szenario von "Nighthawks" in seinem Film "The End of the Violence" nach. Der deutsche Filmregisseur sieht eine enge Verwandtschaft zwischen Hoppers Gemälden und dem Film: "In die Tankstelle bei Hopper fährt gleich ein Auto ein, wo jemand am Steuer sitzt, der eine Schusswunde im Bauch hat. Es sind immer auch Anfänge von amerikanischen Filmen."

In der Ausstellung ist auch das letzte Gemälde Hoppers zu sehen: "Two Comedians" (Zwei Komödianten) aus dem Jahre 1966. Hopper malte es, schon schwer krank, eine Jahr vor seinem Tod wohl als eine Art Abschiedsgeste. Es zeigt ein Clown-Paar, das sich auf der Bühne verneigt und von seinem Publikum verabschiedet. Hopper habe damit den Abtritt seiner selbst und seiner Frau Jo von der Bühne des Lebens bildlich vorweg genommen, glauben die Interpreten. Es ist eines der wenigen Hopper-Werke im Privatbesitz und gehört der Witwe von Frank Sinatra.

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