Holocaust-Überlebender:Nobelpreisträger Elie Wiesel ist tot

  • Der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel ist im Alter von 87 Jahren gestorben.
  • Wiesel setze sich zeitlebens für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus ein.
  • Israels Premier Netanjahu äußerte seine tiefe Trauer über den Verlust.

Der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel ist tot. Er verstarb im Alter von 87 Jahren in den USA, berichten israelische Medien und die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Die größte Bekanntheit erlangte Wiesel durch seine Arbeit, die Erinnerung an die Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Geboren wurde Wiesel 1928 im rumänischen Sighetu Marmației als Sohn eines Kaufmanns. Dort wuchs er in einem stark von orthodoxen Juden geprägten Umfeld auf. 1944 wurde er mit seiner gesamten Familie ins Stammlager des KZ Auschwitz deportiert. Später kam er ins Konzentrationslager Buchenwald, aus dem er am 11. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde.

Nach dem Krieg war Wiesel zunächst als Journalist für verschiedene Zeitungen tätig. Nach der Besetzung einer Korrespondentenstelle in New York siedelte er 1963 in die USA über und wurde amerikanischer Staatsbürger.

Israels Premier Netanjahu reagiert bestürzt

In seinem publizistischen Werk verarbeitete Wiesel seine Erlebnisse im Holocaust. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das autobiografische Buch "Die Nacht", das seine Erfahrungen als Jugendlicher in Auschwitz thematisiert.

Den Friedensnobelpreis erhielt Wiesel 1986 auf Vorschlag des Deutschen Bundestages. Kurz darauf gründete er mit seiner Frau die Elie-Wiesel-Stiftung, die sich dem Kampf gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit verschrieb.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bestürzt auf den Tod reagiert. "Der Staat Israel und das jüdische Volk trauern zutiefst um Elie Wiesel", sagte Netanjahu. "Der Wortkünstler Elie hat mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit und seinen faszinierenden Büchern den Sieg des menschlichen Geistes über die Grausamkeit und das Böse verkörpert. Im Dunkeln des Holocaust, in dem sechs Millionen unser Brüder und Schwestern ermordet wurden, diente Elie Wiesel als ein Licht und als Vorbild der Menschlichkeit sowie des Glaubens an das Gute im Menschen", teilte Netanjahus Büros weiter mit.

Steinmeier verneigt sich vor Wiesels Lebenswerk

Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich zum Tod von Wiesel geäußert. "Mit Elie Wiesel geht nicht nur ein großer Autor, Philanthrop und Gelehrter von uns, sondern vor allem ein unermüdlicher Streiter gegen Hass, Intoleranz und Gewalt", erklärte der Minister. Als junger Mensch von den Nationalsozialisten ins KZ verschleppt, habe er die Menschheit von ihrer dunkelsten Seite erlebt. "Nachdem er den Horror des Holocausts überlebt hatte, widmete er sein Leben dem Kampf gegen Gleichgültigkeit und Vergessenheit."

Steinmeier erinnerte daran, dass Wiesel in einer beeindruckenden Rede vor dem Deutschen Bundestag im Jahr 2000 der deutschen Jugend sein Vertrauen ausgedrückt habe, dass sie eine bessere Gesellschaft schaffe, als er selbst es in seiner Kindheit habe erleben müssen. "Darin steckte eine tief bewegende Botschaft der Hoffnung und der Verantwortung, die wir uns gerade heute zu Herzen nehmen sollten", mahnte Steinmeier. "Ich bin traurig über den Tod eines großen Menschen und verneige mich vor seinem Lebenswerk."

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