Bei seinen Begegnungen mit den Menschen, die er im Juni in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem porträtierte, überraschte Martin Schoeller am meisten, wie viele perfekt Deutsch sprachen: "Es waren nicht nur die, die in Deutschland aufgewachsen waren. Viele stammten aus Rumänien, Polen und anderen Ländern", sagt der Fotograf: "Mir wurde zum ersten Mal klar, dass Deutsch überall als Sprache einer Kulturnation galt. Es gehörte selbstverständlich zur Bildung, diese Sprache zu beherrschen." Was die vermeintliche Kulturnation ihnen dann antat, sei ihm daraufhin als noch schlimmerer Verrat erschienen.
Holocaust-Überlebende:"Hasse nicht. Räche dich nicht"
Lesezeit: 4 min
Alle Porträtierten leben in Israel, was laut dem Fotografen sowohl die Organisation erleichterte, als auch Vorwürfen vorbeugte, man habe bei der Auswahl bestimmte Nationalitäten bevorzugt.
(Foto: Martin Schoeller)Martin Schoeller hat 75 Überlebende des Holocaust fotografiert. Er begegnete Menschen, die alles verloren haben - und dennoch Mut zur Versöhnung und eine beachtliche Widerstandskraft zeigen.
Von Alexander Menden
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Psychische Erkrankungen
Wie sich eine Depression äußern kann
Kindermedizin
Warum mehr Kinderärzte noch nicht genug sind
Zähne und Zeitgeist
Generation Beißschiene
Leben und Gesellschaft
Wenn ihr wüsstet
GPT-4
Die Maschine schwingt sich zum Schöpfer auf