Holocaust-Ausstellung in Teheran:Provokation der westlichen Pressefreiheit

In Teheran werden seit Montag mehr als 200 Karikaturen zum Holocaust ausgestellt. Eine äußerst umstrittene Form der Reaktion auf die in der islamischen Welt heftig kritisierten Mohammed-Karikaturen.

Die New Yorker Freiheitsstatue hält in der linken Hand ein Buch über den Holocaust, die andere Hand ist zum Hitler-Gruß erhoben. So sieht sie jedenfalls ein indonesischer Teilnehmer des internationalen Karikaturen-Wettbewerbs. Ein anderer stellt den Holocaust als Luftballon dar, der von Soldaten vor jenen bewacht wird, die ihn platzen lassen wollen.

Holocaust-Ausstellung in Teheran: Zwei Iranerinnen vor einer Karikatur der antisemitischen Ausstellung.

Zwei Iranerinnen vor einer Karikatur der antisemitischen Ausstellung.

(Foto: Foto: AFP)

Im Februar hatte die iranische Zeitung Hamschahri den internationalen Karikaturen-Wettbewerb mit dem Titel "Wo liegt die Grenze der westlichen Meinungsfreiheit" ausgeschrieben. Die mehr als 200 ausgewählten Ergebnisse aus 1200 Einsendungen aus über sechzig Ländern sind seit dieser Woche im Teheraner Museum für zeitgenössische palästinensische Kunst zu sehen. Am 13. September soll ein Sieger gekürt werden, der ein Preisgeld von umgerechnet 12.000 Dollar (9.435 Euro) mit nach Hause nehmen kann.

"Angriff auf westliche Werte und Kultur"

Die Ausstellung versteht sich als Antwort auf die von zahlreichen Moslems als verletzend empfundenen Karikaturen über den Propheten Mohammed. Die dänische Zeitung Jyllands Posten hatte im vergangenen Herbst zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlicht, die Monate später von anderen Blättern nachgedruckt wurden und weltweit teils gewalttätige Proteste von Moslems ausgelöst hatten.

Die meisten Zeichnungen der Teheraner Ausstellung beziehen sich offenbar auf den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der in der Folge der Proteste wiederholt den Holocaust geleugnet und ihn als "Mythos" bezeichnet hat. Er hatte auch zu einer Konferenz über den Holocaust aufgerufen und nun die Ausstellung initiitert, die in dieser Woche in dem Teheraner Museum eingeweiht wurde.

Die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem hat zum Widerstand gegen eine Ausstellung mit Holocaust-Karikaturen im Iran aufgerufen. "Der Iran hat gesagt, die Ausstellung ist ein Test der westlichen Toleranz", erklärte der Vorsitzende der Gedenkstätte, Avner Shalev. "Der Westen muss aufstehen und klar sagen: 'Wir werden das nicht tolerieren.'"

Das Schweigen der Welt zeige, dass der Westen bisher nicht verstanden haben, dass es sich bei der Ausstellung um einen "Angriff auf westliche Werte und Kultur" handle. "Die Geschichte hat gezeigt, dass dem Schweigen zu bösen Worten böste Taten folgen."

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