Hollywood:Geld stinkt doch

Seit der neue saudische Kronprinz sich westlich gibt, hat er viel Geld in die Traumfabrik investiert, die hat es gerne genommen. Doch mit dem Khashoggi-Fall wird dies nun peinlich. Eine Firma in Hollywood gibt das saudische Investment nun zurück.

Von Susan Vahabzadeh

Ari Emanuel, Chef des Unterhaltungskonzerns "Endeavor", wird wohl als einer der ersten Geschäftsleute Konsequenzen aus dem Verschwinden und der mutmaßlichen Ermordung des Washington Post-Kolumnisten Jamal Kashoggi ziehen. Einige Firmen wollen bereits nicht mehr an einem Davos-artigen Wirtschaftsforum in Riad Ende des Monats teilnehmen, aber das tut nicht weh. Emanuel hingegen will den Saudis 400 Millionen Dollar zurückgeben, die über die PIF investiert wurden.

PIF ist die Abkürzung für den saudischen "Public Investment Fund", dem Kronprinz Mohammed bin Salman persönlich vorsteht. Zu Endeavor gehört auch die Riesen-Künstleragentur WME, die entstand, als Endeavor mit William Morris fusionierte. Endeavor ist auf Expansionskurs und WME ist ein zentraler Bestandteil des Unternehmens. Und die Künstler, Autoren, Journalisten sind das Kapital einer Agentur. Zu den Klienten von WME gehören unter anderem Ronan Farrow, eine Reihe von Fernsehjournalisten und John Oliver, der in seiner Polit-Satire-Sendung "Last Week Tonight" gern die Grenze zum Aktivismus überschreitet. Und wenn John Oliver sich eine neue Agentur sucht, könnte das einen Exodus auslösen. Es würden ja alle verbleibenden Künstler dastehen, als würde sie die Ermordung nicht scheren - es geht da, unter anderem, um Emma Stone und Charlize Theron, Matt Damon und Ben Affleck, Martin Scorsese und Damien Chazelle.

Es gibt schon länger saudisches Geld in Hollywood, aber seit dem Frühjahr ist es deutlich mehr geworden - da hatte Mohammed bin Salman Kinos in Saudi-Arabien erlaubt und sich auf einer PR-Tour durch die USA auch mit Größen der Unterhaltungsbranche getroffen. Die Hollywood-Studios rechnen für den neuen saudischen Markt mit jährlichen Einnahmen von einer Milliarde Dollar. Es hat keinen gestört, dass solche Verbindungen wegen des saudischen Engagements im Krieg im Jemen wenig kleidsam sind für Hollywoodstars, die sich sonst für Unicef engagieren, wie Charlize Theron, deren Foto man auf der WME-Website unter der Rubrik "Soziale Verantwortung" findet.

Die Filmstudios sind keine unabhängigen Unternehmen, sie gehören zu Großkonzernen, zu denen auch jene Nachrichtensender gehören, auf denen derzeit Nonstop über den Fall Kashoggi berichtet wird: ABC gehört zu Disney, CNN zu Warner, NBC zu Universal. Dem Branchenblatt Hollywood Reporter zufolge üben die Sender Druck auf die Konzernleitungen aus, sich nicht von Geschäften mit Saudi Arabien abhängig zu machen. Wenn dies noch geht. Das Branchenblatt Variety erwähnt in der Meldung über den Rückzug von Endeavor, PIF habe auch in den eigenen Verlag investiert.

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