Hollywood:Engagiert

Der Regisseur Robert Rodriguez hat lange mit dem Produzenten Harvey Weinstein gearbeitet und ihm viel Geld beschert. Deshalb, sagt er, habe er es gewagt, einem Vergewaltigungsopfer Weinsteins eine Filmrolle zu geben.

Von David Steinitz

Viele Filmemacher in Hollywood haben in den vergangenen Wochen zugegeben, von den sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungsvorwürfen gegen den Produzenten Harvey Weinstein gewusst zu haben, ohne etwas zu unternehmen. Das prominenteste Beispiel ist wohl der langjährige Weinstein-Freund Quentin Tarantino, der weiterhin mit ihm Filme drehte.

Nun hat sich der Regisseur Robert Rodriguez ("From Dusk Till Dawn") zu Wort gemeldet und gibt an, dem Produzenten schon vor Jahren Widerstand geleistet zu haben. Das berichtet die Zeitschrift Variety, die ein Statement des 49-Jährigen druckte. Demnach habe er 2005 beim Festival von Cannes die Schauspielerin Rose McGowan kennengelernt, mit der er später auch einige Jahre liiert war. Sie habe ihm auf einer Party erzählt, Weinstein habe sie 1997 vergewaltigt. Danach habe es eine außergerichtliche Einigung gegeben. Weinstein habe eingewilligt, Geld an eine Stiftung für misshandelte Frauen zu überweisen; im Gegenzug hätte sie eine Schweigeklausel unterschrieben und nun stehe sie auf einer schwarzen Liste - sie würde nie mehr in einem seiner Filme besetzt werden. Über diese Klausel hat sie sich mittlerweile hinweggesetzt, um die anderen Frauen zu unterstützen, die von Weinsteins Übergriffen berichten. Deshalb, so Rodriguez, könne nun auch er offen über die Angelegenheit sprechen.

Der Regisseur beschloss nach dem Treffen auf der Party, McGowan die Hauptrolle in seinem nächsten Filmprojekt "Grindhouse" zu geben. Das Projekt war eine Hommage an die Trash-Filme der Siebziger, die er gemeinsam mit seinem Kumpel Tarantino inszeniert hatte. Rodriguez war nach eigener Aussage in der luxuriösen Situation, Weinstein und dessen Bruder Bob, mit dem er hauptsächlich zusammengearbeitet hatte, mit seinen Filmen schon sehr viel Geld eingebracht zu haben. Harvey Weinstein traute sich demnach nicht, ihn von der Besetzung McGowans abzuhalten. Dafür habe der Produzent hinterher Rache für diesen vermeintlichen Verrat geübt, indem er den Film nur halbherzig bewarb und laut Rodriguez an den Kinokassen absichtlich begrub.

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