Am Wochenende tat die Walt Disney Company etwas, das Hollywoodstudios sonst fast nie tun: Sie veröffentlichte die Einnahmen des Marvel-Blockbusters "Black Widow" auf dem Streamingdienst Disney+. Während die klassischen Kino-Einnahmen immer noch brav rapportiert werden, hat es sich eingebürgert, dass die Studios um die Einkünfte und Quoten ihrer Streamingdienste gern ein Geheimnis machen. Zu schwer sind diese Zahlen miteinander zu vergleichen, zu nervös reagiert stets die Wall Street.
Nun aber teilte Disney mit, die Comic-Verfilmung "Black Widow" habe seit ihrem Start vergangene Woche bislang 60 Millionen Dollar auf Disney+ eingespielt. Weil es aber eben so wenig andere Zahlen zum Vergleichen gibt, fragen sich in Hollywood die Branchenanalysten seitdem etwas ratlos: Ist das gut?
Früher war die Rechnung einfach: Ein Film kam ins Kino, und wenn sehr viele Zuschauer ein Ticket lösten, war er ein Hit. Heute ist die Sache für die Buchhalter deutlich schwerer. "Black Widow" zum Beispiel lief fast zeitgleich auf Disney+ und im Kino an (was manche Kinobetreiber so verärgerte, dass sie den Film gleich ganz boykottierten). Im Kino spielte der Film laut Box Office Mojo weltweit bislang knapp 160 Millionen Dollar ein. Das ist für einen Marvel-Film eher mäßig. Für einen Marvel-Film während einer Pandemie aber wiederum sehr gut.
Und die Streaming-Einnahmen von 60 Millionen Dollar? Die kann man nicht so einfach zu der Kinosumme dazu addieren. Denn die Kino-Einnahmen muss Disney mit den Kinobetreibern teilen; das Streaming-Geld wiederum bleibt dem Konzern fast ganz. Also ein Erfolg? Nicht, wenn man sich überlegt, dass Disney+ weltweit über 103 Millionen Abonnenten hat. Denn die müssen für "Black Widow" zusätzlich zum Abo eine Gebühr von knapp 30 Dollar zahlen. Was bedeutet, dass nur zwei von 103 Millionen Abonnenten sich den Film gegönnt haben - und das wiederum ist eher schlecht.
Weitere postpandemische Rechenspiele aus Hollywood demnächst an dieser Stelle.