Los Angeles:"Existenzielle Krise": Hollywoods Autoren gehen in den Streik

Los Angeles: Ein Streik der Hollywood-Autoren im Jahr 2007. Dieser führte nach Schätzungen des Milken Institute zu einem Verlust von 37 700 Arbeitsplätzen und kostete 2,1 Milliarden Dollar.

Ein Streik der Hollywood-Autoren im Jahr 2007. Dieser führte nach Schätzungen des Milken Institute zu einem Verlust von 37 700 Arbeitsplätzen und kostete 2,1 Milliarden Dollar.

(Foto: CHRIS DELMAS/AFP)

Nach Angaben der Autorengewerkschaft ist die Entscheidung nach sechswöchigen Verhandlungen gefallen. Die Angebote der Produktionsstudios seien "völlig unzureichend" gewesen.

Die Gewerkschaft der Film- und Fernsehautoren der USA, die Writers Guild of America (WGA), die mehr als 11 500 Hollywood-Autoren vertritt, hat angekündigt, dass ein sich seit Längerem abzeichnender Streik am Dienstagmorgen (Ortszeit Los Angeles) beginnt. Die Mitglieder hatten im vergangenen Monat mit großer Mehrheit dafür gestimmt, ihre Arbeit niederzulegen. Late-Night-Talkshows und Seifenopern könnten sofort betroffen sein. Je nachdem, wie lange der Streik andauert, könnten von Herbst an Serien aussetzen und Kinostarttermine verschoben werden.

Die Arbeitsniederlegung könnte auch Los Angeles weiter belasten, die zweitgrößte Wirtschaftsregion der USA nach New York, die bereits mit Arbeitsunterbrechungen am Hafen zu kämpfen hat. In einer Erklärung vom Montagabend gab die WGA bekannt, dass die Entscheidung zum Streik nach sechswöchigen Verhandlungen getroffen worden sei. Die Lösungsvorschläge der Produktionsstudios seien angesichts der "existenziellen Krise", in der sich die Autoren befänden, "völlig unzureichend" gewesen.

Die WGA fügte hinzu, dass die Studios bei Themen wie dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Drehbuchproduktion eine "Blockade" betrieben. Die Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), die die Hollywood-Studios vertritt, erklärte am Montagabend, dass sie "großzügige Erhöhungen" bei der Vergütung von Autoren angeboten habe. Man sei bereit, das Angebot zu verbessern, jedoch nicht in dem Umfang, der von den Autoren gefordert werde.

Abkühlung in der Unterhaltungsindustrie

Der Streik kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Ausgaben für die Unterhaltungsindustrie nach mehreren Boomjahren, in denen Netflix, Disney und andere Branchengrößen große Summen in die Entwicklung neuer Programme für ihre Streaming-Dienste investiert haben, insgesamt zurückgehen. Disney ist dabei, 7000 Mitarbeiter zu entlassen, von denen viele an der Entwicklung oder Vermarktung von Shows beteiligt waren.

Die Film- und Fernsehproduktion in Los Angeles ist im ersten Quartal um 24 Prozent zurückgegangen, wie von der FilmLA, die die Genehmigungen für Dreharbeiten verwaltet, gemessen wurde. Zu den am stärksten betroffenen Kategorien gehörten demnach TV-Dramen, quasi ein Grundnahrungsmittel der Streamingdienste und des Kabelfernsehens. Sie seien um 40 Prozent zurückgegangen.

Arbeitsniederlegungen können weitreichendere Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Ein dreimonatiger Autorenstreik im Jahr 2007 führte nach Schätzungen des Milken Institute zu einem Verlust von 37 700 Arbeitsplätzen und einem Einbruch der Wirtschaftsleistung von 2,1 Milliarden Dollar. Er führte auch zu einer gesteigerten Produktion von Reality-TV-Programmen, da für diese weniger Autoren benötigt werden.

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