Hoffnungsträger:Im Land aufgehender Sonnen

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Reflektiert und bodenständig: Lilian Loke, Jahrgang 1985, hat für ihren Debütroman "Gold in den Straßen" viel Lob und einige Preise erhalten. Ende Januar erscheint nun ihr zweites Buch: "Auster und Klinge". (Foto: OH)

Junge Leute, die etwas wagen und schon so manchen Preis gewonnen haben. Zu ihnen zählt die Schriftstellerin Lilian Loke. Die Autorin und der schwierige zweite Roman

Von Antje Weber

Der eine arbeitet im Callcenter, weil er Geld für die Operation seines Katers braucht. Der andere fährt Pizzen aus, weil er gerade aus dem Knast kommt und auch keine große Wahl hat. Das Schicksal führt die beiden Männer Georg und Victor in einem Aufzug zusammen. Da ist der eine gerade entlassen worden, weil er den Kunden am Telefon die Wahrheit über ihre Handys erzählt hat; der andere hat im Callcenter gerade eine Pizza ausgeliefert. Jetzt landen die beiden erst einmal zusammen in der Kneipe. Und ihr weiteres Schicksal liegt ganz in den Händen von Lilian Loke.

Denn Lilian Loke ist es, die diese beiden Männer in ihrem neuen Roman "Auster und Klinge" zusammengebracht, ja überhaupt erst erfunden hat. Ende Januar erscheint der Roman, und nach einem staunenswerten Debüt vor drei Jahren darf man sich davon einiges erwarten - was ja bekanntlich schon auch ein gewisses Folgeproblem für erfolgreiche Debütanten ist: Sie stehen beim zweiten Roman unter dem Druck, gefälligst mit einem mindestens ebenso guten Werk anzuschließen.

Lilian Loke hat sich mit dem zweiten Buch Zeit gelassen und den Verlag gewechselt, hin zum Münchner Verlag C.H. Beck. Und man traut dieser reflektiert bodenständigen Autorin zu, dem Druck in jeder Hinsicht standzuhalten. Die 1985 geborene Münchnerin hat Englische Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur studiert. Sie schreibt nicht nur mit einem eigenen, eingängigen Sound. Sie interessiert sich erfreulicherweise auch für Themen fernab des eigenen Bauchnabels: In "Gold in den Straßen" ging es anhand eines Frankfurter Maklers um die Immobilienbranche.

Diese rasant erzählte, detailreiche Innenansicht literarisch unerforschter Wirtschaftswelten brachte ihr 2015 sowohl den Bayerischen Kunstförderpreis ein als auch den Tukan-Preis; zuvor hatte sie bereits unter anderem ein Literaturstipendium der Stadt München und ein Werkstattstipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung erhalten.

"Ich mag Anti-Helden", hat Lilian Loke bei ihrem ersten Buch gesagt, und auch diesmal wieder geht es um Protagonisten, die auf den ersten Blick nicht gerade klassischen Helden entsprechen. Und erneut um Geld und Werte, wenn auch auf andere Weise: Der Ex-Häftling Victor will Erfolg haben, um nach der Zeit im Gefängnis seine Familie wieder für sich einzunehmen. Der Callcenter-Georg hingegen, eigentlich ein Mann mit einem großen Firmenerbe im Hintergrund, will die Gesellschaft als Künstler aufrütteln. Wie das zusammenpassen, wie das enden soll? In einigen Wochen wird man es wissen.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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