Hörspiel:Polts und Fesls Erben

Kasperl

Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater hat ein neues Hörspiel. Das beste bayerische Kabarett seit Fredl Fesl und Gerhard Polt.

Von Rudolf Neumaier

Kasperl rettet wieder mal den Frieden in Hinterwieselharing. Und nebenbei rettet er auch das Erbe des bayerischen Kabaretts. Außer sich unentwegt nur von den Großidolen Gerhard Polt und Fredl Fesl inspirieren zu lassen und sie dann nachzuahmen, ist den Gaudimenschen zwischen Waldsassen und Oberammergau nicht viel eingefallen in den letzten Jahren. Dr. Döblingers geschmackvolles Kasperltheater hingegen, bestehend aus dem Münchner Puppenspielduo Josef Parzefall und Richard Oehmann, schwingt sich nach und nach auf zu einem Projekt, das die Kunst von Polt und Fesl würdevoll vereinigt - und vor allem weiterspinnt. Nicht umsonst wurde Oehmann zum Mitautor des berühmten Nockherberg-Singspiels berufen.

"Kasperl und der Wachtelkönig" ist die vierzehnte und subversivste Döblinger-CD: Zu hören ist der kultivierteste, fantasievollste und intelligenteste Nonsens, den Bayern zu bieten hat. Statt ihre Scherze knallfroschhaft wie die Spaßvögel in der Comedy-Hölle des Bayerischen Fernsehens abzufeuern, verpacken Oehmann und Parzefall ihre Pointen in irren Dialogen und absurden Gestalten. Bei all dem darf man nicht vergessen: Es handelt sich ausdrücklich um eine "bairische Kasperl-Komödie für Kinder".

Was sich für Kinder wie ein skurriles Märchen anhört, können Eltern als Satire verstehen. König Kurt, ein verblödeter Aristokrat, lässt sich vom Personalcoach Wänz Rödl, der mit den widerlichsten Nebenfiguren der Dramengeschichte mithalten kann, auf Königswürde trimmen. Im Café Delphi bei der Wirtin Elphi sitzt als Stammgast ein Orakel, das regelmäßig im Spezi-Delirium Hinterwieselharings Zukunft weissagt. Ein Top-Event. Mit dabei sind neben der Lokalradioreporterin Gretel die vier gekrönten Häupter des Ortes - eines dämlicher als das andere. Döblinger-Figuren sind oft ambivalent: entweder so unsympathisch, dass sie schon wieder nett sind, oder umgekehrt.

Die Musik stammt vom Multiinstrumentalisten Christoph Well. Auf dieser CD spielen drei Gäste mit. Toni Frank säuselt die Wirtin Elphi und Max Uthoff gibt einen verrückten Stimmenforscher. Als Orakel tritt kein Geringerer als Gerhard Polt selbst auf. Er adelt seine Erben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: