Süddeutsche Zeitung

Hörenswert:Zurück auf Kurs

Das neue Album der Nürnberger Band "The Green Apple Sea"

Von Jürgen Moises

Da veröffentlichen The Green Apple Sea aus Nürnberg im Jahr 2010 mit "Northern Sky, Southern Sky" ihr bisher bestes Album, stoßen damit nicht nur in Deutschland auf äußerst positive Resonanz, sondern finden auch in Portugal, Japan und nachfolgend in Kanada, Australien, den USA und in Großbritannien Gehör. Und was macht Band-Songwriter Stefan Prange? Er sagt, er habe den Stress des modernen Großstadtlebens satt, zieht raus aufs Land, züchtet Kartoffeln, trainiert eine Jugendfußballmannschaft und will auch von Live-Auftritten, dem Komponieren und der Musik allgemein angeblich nichts mehr wissen. Tja.

Damit könnte die Geschichte von The Green Apple Sea jetzt vorbei sein, deren Aussteiger-Finale eigentlich ganz gut zum Folk- und Americana-Sound der Band passt, der Bilder von weiten amerikanischen Landschaften hervorruft. Aber, um es kurz zu machen: Das mit den Kartoffeln und dem Fußball war nix, von der Musik kam Prange doch nicht los und so liegt seit letztem Jahr mit "Directions" nun doch wieder ein neues Album vor, das die 1998 gegründete, sechsköpfige Band an diesem Donnerstag im Vorprogramm der US-Folkrock-Band Wayne Graham in der Glockenbachwerkstatt vorstellt. Und: Es ist mal wieder ein sehr schönes Werk geworden. Immerhin hat, das kommt noch dazu, die Fertigstellung ganze vier Jahre gedauert.

"Doc Watsons Dream", so heißt der Opener, der die Segel in Richtung Country-Pop à la Wilco gesetzt. "Floaters" weckt mit seinen luftigen Twee-Pop-Akkorden und den sanften Stimmen von Stefan Prange und Lena Dobler eher Erinnerungen an Belle & Sebastian. Bei "The Change Of Wheater" kommt durch die Steel-Guitar der Americana-Touch zum Tragen. "Hundred Times A Day" lässt als beschwingte Folk-Nummer mit Mandoline, um mit einem lokalen Vergleich zu kommen, an die Münchner Moonband denken. Andere Songs erinnern durch Pranges Stimme etwas an Elliott Smith. Thematisch drehen sich die Stücke um die Fallstricke im Beziehungsleben, die Zwänge und neuen Perspektiven, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, um Begegnungen mit Krankheit und Tod oder um die Rückkehr aus einem Koma-Zustand. In dem waren The Green Apple Sea noch nicht. Aber schön, dass sie wieder zurück sind.

The Green Apple Sea: Directions (K&F Records); live am Donnerstag, 27. Juni, 20.30 Uhr, Glockenbachwerkstatt, Blumenstraße 7

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Quelle:
SZ vom 27.06.2019
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