Süddeutsche Zeitung

Hörenswert:Verspielte Jungs

Zwei neue CDs von "Bassiona Amorosa"

Der Beginn war eigentlich eine Schnapsidee: 1996 traten vier Studentinnen beim Faschingskonzert der Münchner Musikhochschule auf. Alle vier spielten Kontrabass. Doch aus dem Ulk wurde schnell ein profundes Ensemble mit dem Namen "Bassiona Amorosa", das inzwischen in der Carnegie Hall, in der Berliner Philharmonie und auf vielen Festivals gespielt hat und zahlreiche Preise, darunter 2014 den Echo eingeheimst hat. Inzwischen sind sie zu sechst, alles Solokontrabassisten, die teils auch komponieren, nur Frauen sind leider keine mehr dabei. Selbst in entlegenen Ecken des Klassikbetriebs herrscht der Machismo, obwohl die Sechs alles andere als Machos sind, eher verspielte Jungs.

Nun bringen sie gerade zwei neue CDs heraus. Eine als Ensemble mit dem Titel "Carneval de Bassiona", daneben eine Solo-CD ihres Mitglieds Roman Patkoló, auf der er von der Pianistin Oleksandra Fedosova begleitet wird ("The Six Seasons"). Auf letzterer finden sich eine erstaunliche Variante von Piazzollas "Vier Jahreszeiten" und eine umwerfende Einspielung von Paganinis "Karneval von Venedig", aber auch Mendelssohns "Lied ohne Worte", bei dem zu keiner Sekunde klar wird, weshalb man es nicht besser mit einem Cello spielen sollte. Die Ensemble-CD ist ähnlich disparat: Nicht jeder sehr gute Bassist ist auch ein guter Komponist; einigen der zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit angesiedelten Stücken und Arrangements fehlt es an Idee und Struktur. Aber die Hälfte der Aufnahmen entstand live, und da zeigt sich die echte Stärke des Ensembles: funkelnde Musizierlust (Nasswetter Music Group).

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Quelle:
SZ vom 08.03.2018 / etho
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