Hörenswert:Mutiger Rundflug

Jazztrompeter Florian Brandls CD "Dresden"

Von Oliver Hochkeppel

Man fühlt sich in die späten Fünfzigerjahre katapultiert, so lupenreiner Bebop erklingt da zum Einstieg auf der an diesem Freitag erscheinenden zweiten CD "Dresden" des Münchner Trompeters Florian Brandl. Nur um sich gleich danach in einem lyrischen Klanggemälde ("Äoli") wiederzufinden, gefolgt von einem New-Orleans-Stomp ("Blues for Ellis"), einer dem schrägen US-Komiker Andy Kaufman gewidmeten dissonanten Miniatur und dem veritablen Schmachtfetzen "A flower is a lovesome thing" von Billy Strayhorn. Voll ins Latin-Fach geht "Costa Sarazena" und mit Modern Jazz ("Terrestris" von Tom Harrell) klingt das Ganze dann aus.

Eine derart abwechslungsreiche Rundreise durch die Jazz-Stilgeschichte hat man lange nicht gehört, will doch jeder zumeist durchgängig seinen eigenen Stil ausstellen. Dass sich Brandl das traut, mag zum einen daran liegen, dass der 40-Jährige ein Spätberufener ist, der auch Alternativen zum Musikerberuf im Blick hatte. Zum anderen kommt er von der Klassik, hat dann sowohl klassische wie Jazztrompete erst am Münchner Richard-Strauss-Konservatorium, dann an der Musikhochschule Carl-Maria-von-Weber in Dresden studiert. Diesen zwei Jahren Masterstudium in der Elbstadt ist jetzt sein Album gewidmet, und es ist in der Tat eine kleine Leistungsschau, was man sich in so einer Zeit mit dem nötigen Talent und der Lust auf Abwechslung aneignen kann.

Kommt hinzu, dass Brandls Quartett mit dem aufstrebenden Pianisten Sam Hylton, den Bassisten Rene Haderer und dem Schlagzeuger Matthias Gmelin bestens harmoniert. Bestimmt umso mehr live, bei der CD-Präsentation in der wunderschönen Obermenzinger Klavierwerkstatt Kontrapunkt.

Florian Brandl: Dresden (Timezone); live: Freitag, 7. Juni, 20 Uhr, Kontrapunkt Klavierwerkstatt, Dorfstraße 39

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