Hörenswert:Meister des Hip-Jazz

Überzeugend: "Nadi", das zweite Album von "Fazer"

Von Oliver Hochkeppel

Schon das "Artwork" ist ungewöhnlich: Nur tote Fische sieht man auf dem Cover von "Nadi", dem neuen, zweiten Album des NuJazz-Quintetts Fazer. Das Motiv rührt daher, dass man die Scheibe in der "Fish Factory" in London aufgenommen hat. Auf London und seine aktuell wilde, allerlei Genres durcheinanderschüttelnde Jazzszene verweist ohnehin einiges bei Fazer. Angefangen bei seinem Frontmann und Gründer, dem Bassisten und Multiinstrumentalist Martin Brugger. Er gehört zwar zum verschworenen Zirkel der erfolgreichen jungen Jazzer, die dem Jazzinstitut der Münchner Musikhochschule entstammen. Doch während die meisten über eine klassische Vorbildung und das Jazzstudium zu den neuen musikalischen Mischformen gekommen sind, die derzeit die deutsche, teilweise auch schon die internationale Szene erobern, ist Brugger sozusagen aus der anderen Richtung dazu gestoßen.

Er begann mit 18 als E-Gitarrist der Indie-Rockband This is the Arrival und verlegte sich dann als Occupanther auf die elektronische Musik. Das Jazz-Studium nahm er nur auf, um sein Spektrum zu erweitern. Aus der Besetzung für sein Abschlusskonzert wurde dann Fazer: Mit Paul Brändle an der E-Gitarre, dem bereits mehrfach preisgekrönten Trompeter Matthias Lindenmayr und - wozu ihn ein Auftritt des Freejazzers Peter Brötzmann mit einem ebenso druckvoll besetzten portugiesischen Rock-Trio inspirierte - gleich den beiden Schlagzeugern Sebastian Wolfgruber (als Mitglied von LBT, Buff und der Jazzrausch Bigband ohnehin der Drummer der Stunde) und Simon Popp verwebt Brugger songartige Strukturen. Die lassen viel Freiraum für Improvisation, mit rhythmischen Geflechten, die in den klassischen Jazz, aber auch nach Westafrika, Lateinamerika oder Indien verweisen.

Nicht nur zahlreiche Preise belegen den Erfolg dieses Konzepts, sondern auch die erstaunliche Zahl von Remixes, die aus Tracks vom Debütalbum "Mara" entstanden. Auch Fazer zieht ein junges neues Publikum in den NuJazz, was sich mit "adi" noch verstärken dürfte. Es ist einfach hip, wie das alles unwiderstehlich lässig daherrumpelt, sehr rhythmusorientiert (vor allem bei "Twind Drums"), und garniert mit der weichen Cool-Jazz-Trompete Lindermayrs, selbst noch in der Tempo-Nummer "Jetty". Folgerichtig findet die Plattenpräsentation auch nicht im Jazzclub, sondern im Ampere statt.

Fazer: Nadi; Squama; live am Samstag, 18. Mai, 19.30 Uhr, Ampere, Zellstraße 4

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