Ein mächtiger Motorblock mit riesigen verchromten Vergasern thront auf dem Album-Cover. "Eight Cylinder" heißt die neue CD des Münchner Pianisten, Keyboarders und Organisten Matthias Bublath. Entsprechend kracht der Titeltrack als Einstieg. Man erschrickt fast, so knallen die Bläser rein, das Naturtalent Gabor Bolla am Saxofon und Bublaths alter Weggefährte, der Trompeter Takuya Kuroda, der zu Hause in den USA gerade eine steile Karriere macht. Dann folgt die rasante boogie-woogie-artige Grundierung durch Bublath, und Passport- Schlagzeuger Christian Lettner macht Druck. Wie Kugeln knallen auch die harten Schläge von Tim Collins' Vibraphon dazwischen, und Bass-Veteran Patrick Scales bekommt ein cooles Funk-Solo. Ergibt zusammen ein musikalisches Formel 1-Rennen.
Freilich ist Bublath zu clever, um seine Zuhörer mit dem ewig gleichen Parcour oder Tempo zu ermüden. Schon die nächste Runde ist eine Verbeugung vor Abdullah Ibrahim mit den typisch afrikanisch leuchtenden, schleifenartigen Melodiebögen. Vom lässigen New-Orleans-Blues mit Orgel und schnalzendem Stevie-Wonder-Keyboard ("Ganic") über eine im Clave schwelgende, irrlichternde Rumba oder eine an Burt Bacharach erinnernde Ballade ("Adolescense"), bis zum Bebop-Exkurs ("Texas") und klassischem Uptempo-Modern Jazz ("Walk Till You Die!") reicht dann das breite Spektrum. Der 37-jährige Bublath ist nach dem Studium am Linzer Bruckner-Konservatorium, dem Bostoner Berklee College of Music, der Manhattan School of Music und nachfolgenden neun Berufsjahren in New York ein echter Allrounder, der alles spielen kann. Dem es aber erst richtig Spaß macht, wenn Hubraum und Power dahinter stecken. Da es daran weder bei ihm noch bei seinen erlesenen Begleitern fehlt, sollte man das Gestühl in der Black Box eigentlich mit Gurten ausrüsten, wenn Bublath nun dort sein Album in Originalbesetzung präsentiert: Anschnallen bitte!
Matthias Bublath: Eight Cylinder (mb note); live: Mittwoch, 7. Oktober, 20 Uhr, Black Box im Gasteig, Rosenheimer Straße 15