Hörenswert:Fröhliche Traurigkeit

Die Sängerin Elina Duni betört im Ampere

Von Oliver Hochkeppel

Welche Entwicklungen den Jazz zuletzt geprägt haben, kann man auf Elina Dunis neuem Album "Dallëndyshe" ("Die Schwalbe") - ihrem zweiten für ECM - kompakt nachvollziehen: Zum einen der "ethnic turn", also die Inspiration durch die Volksmusiken aus aller Welt. Dann die Auflösung der Stilgrenzen zwischen Klassik, Jazz und Pop. Und schließlich das Comeback des Jazzgesangs. Dabei brauchte die 34-Jährige selbst einige Zeit, um Teil dieser Geschichte zu werden. 1981 als Tochter regimekritischer Künstler in Tirana geboren, stand sie schon mit fünf Jahren erstmals auf der Bühne. Mit zehn zog sie mit ihrer Mutter in die Schweiz, erst nach Luzern, dann nach Genf. Sie probierte alles Mögliche von Theater über Film bis zu musikalischen Projekten aus, bevor sie mit 23 zum klassischen Klavier- und Kompositionsstudium nach Bern ging. Dort entdeckte sie nicht nur den Jazz und den Gesang, sie lernte auch den Pianisten Colin Vallon kennen, der mit seinem - inzwischen zu den renommiertesten in Europa gehörenden - Trio mit Patrice Moret am Bass und Norbert Pfammatter am Schlagzeug ihr Begleiter wurde und bis heute blieb.

Vallon brachte Duni auch dazu, sich mit der Musik ihrer Heimat zu beschäftigen. Die Konfrontation der fernen alten mit der neuen Heimat ist seither die Folie für Dunis spannende Musik. Eine eigentümliche "fröhliche Traurigkeit" ist das Besondere an ihrem Gesang, der sich nach vielsprachigen Anfängen nun ganz auf das Albanische konzentriert, "mein Idiom der Poesie", wie sie sagt. Dass ihre elegischen, intimen und schwebenden Songs nie ins allzu Sentimentale abgleiten, dafür sorgt einmal Vallons Trio mit seinen delikaten, aber zugleich wuchtigen, oft seriellen Mustern, die - man höre zum Beispiel das mitreißende "Sytë" - in einen Dialog zur Stimme treten. Dazu kommt Elina Dunis charismatische Erscheinung, weswegen man sich auch ihren Aufritt im Ampere nicht entgehen lassen sollte.

Elina Duni Quartet: "Dallëndyshe", ECM; live am Donnerstag, 1. Oktober, 20.30 Uhr, Ampere, Zellstr. 1

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